Erst einmal die Berliner Tafel fragen

Gvnet sprach mit der Gründerin und Vorsitzenden Sabine Werth. Die engagierte “Mutter Theresa” ist zugleich Vorsitzende aller rund 250 Tafeln in Deutschland. Der Hilfebedarf geht deshalb weit über Lebensmittel hinaus, weil die Sozialeinrichtungen – mit ihren niedrigen Etats – aktuelle Probleme mit der Ausstattung ihrer Kücheneinrichtungen haben. Zur Tafel-Situation befragt, gab Frau Werth folgende Informationen:

Ausgabestellen und Empfänger: “Die Berliner Tafel beliefert 220 soziale Einrichtungen. Davon sind 20 – 30 Obdachloseneinrichtungen, der Rest sind Notunterkünfte, Wärmestuben, Frauenhäuser, Beratungsstellen aller Art, die Bahnhofsmissionen, Suppenküchen und die gesamte Palette der wirklich Bedürftigen. Es werden ständig mehr. Als besonderen Problemfall, an den man in dem Zusammenhang gar nicht denkt, sind Schulen in Problembezirken wie Wedding, Moabit und Neuköln anzusehen. Hier ist der Anteil Kinder besonders hoch, die ohne häusliche Betreuung oft nicht einmal zu essen haben.

Für alle Tafeln in Deutschland gilt, das nichts an die allgemeine Bevölkerung oder Einzelpersonen abgegeben wird, sondern nur an soziale Einrichtungen. Die Arbeit der Tafeln versorgt die Einrichtungen mit Lebensmitteln und hilft bei der Beschaffung für die Ausrüstung der Küchen mit Geräten, Zubehör und Kleinteilen. Der Rest wird vor Ort erledigt.”

Sicherheit und Hygiene: “Wir kennen die Bedenken mancher Verantwortlicher, sie sind aber unbegründet. Denn wir dürfen und wollen nur das nehmen, was die Küche noch nicht verlassen hat. Also nur Lebensmittel die hygienische einwandfrei sind – sonst dürften sie ja auch nicht an die Hausgäste oder Kunden gelangen. Daher sind es vorgeschobene Argumente, uns wegen solcher Gründe nicht zu unterstützen. Selbst wenn wir um 12:00 Uhr ein Buffet abräumen dürften – warum sollen Lebensmittel, die bis 5 vor 12 nicht gegessen wurden um 5 nach 12 nicht mehr in Ordnung sein? Das gibt es nicht. Außerdem verteilen wir immer sofort, so dass auch da nichts passiert. Das liegt in unserem wie im Interesse der Spender. Wir arbeiten streng nach den Auflagen des Gesundheitsamtes Schöneberg – davon hängt schließlich auch das weitere Gelingen unserer dringend benötigten Arbeit ab.”

Personal und Kosten: “Für Büroarbeiten, Logistik und Transport der Tafel arbeiten zur Zeit 150 Mitarbeiter/ -innen, alle ehrenamtlich – die meisten in stundenweisem Wechsel. Obwohlwir es manchmal brauchen könnten, können wir uns gar nicht mit professionellerem Auftritt ausstatten. Größter Kostenfaktor sind die Benzinkosten für die Transportsituationen.”

Probleme und Wünsche: “Wir, beziehungsweise die Sozialeinrichtungen, können im Prinzip alles gebrauchen. Auch ausrangiertes Besteck, Brot- und Wurstschneidemaschinen, Kochgeräte und -geschirr, Gewürzregale mit und ohne Produktinhalt. In der Regel kommen nicht nur zu viele Lebensmittel in den Müll sondern auch Geräte und Materialien. Zu Vieles wird einfach vorzeitig entsorgt. Alles Dinge, die händeringend gebraucht werden und bei uns sehr dankbare Abnehmer finden würden. Wenn den Firmen klarer bewußt wäre, dass wir wirklich “für alles gut sind”, das wäre mein Wunsch. Wir haben sogar schon bei Küchenauflösungen einen gesamten Küchenblock weitergeben können.

Ein ständiges und daher besonderes Problem der Tafel ist es ausreichend Transportbehältnisse für Abholung und Belieferung zu haben. Hochaktuell wären auch Warmhalte-Thermen für die Ausgabe von Tee. Beispielsweise steht die Therme in der Bahnhofsmission Zoo gefährlich unter Strom. Sie muss aber weiter verwendet werden um die Ausgabe von täglich 125 Litern Tee überhaupt gewährleisten zu können. Wer immer etwas ausrangiert oder ersetzen will sollte erst einmal die Tafel fragen. Neben der Therme für die Teeausgabe steht noch ein Getränkekühlschrank mit ganz oben auf der Wunschliste.”

Spender und Sponsoren: “Wir haben ca. 80 regelmäßige Spender zu denen wir täglich oder mindestens einmal in der Woche fahren. Insbesondere Bäckereien, aber auch bekannte Hersteller und Handelsunternehmen wie Beek-Feinkost, Bonduelle, Deutsche See, Kühne, oder REWE um nur einige zu nennen, rufen uns gelegentlich an. Die gesamte Palette der Berliner Gastronomie kooperiert mit uns, vom Adlon über das Grand Hyatt, Roggendorf´s Restaurant bis hin zu Krankenhäusern oder der Kantine im Deutschen Bundestag. Am besten man setzt sich mit uns in Verbindung oder informiert sich über uns im Internet.”

Informationen und Ansprechpartner: Für einen Erstkontakt sollte man sich stets an mich wenden, weil ich von allen Belangen die man besprechen kann über alle wichtigen Hintergründe verfüge. Der Berliner Tafel e.V. ist erreichbar unter Telefon: 782 74 14 oder im Internet: www.berliner-tafel.de Am besten gleich mal klicken, noch besser fragen und mit Sachspenden helfen. Der Bedarf ist enorm.

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