Für GV-net aus London: Kathrin Singer
London. Klar ist die Insel berühmt für ihre traditionellen Pubs, mit Teppich und so. Inzwischen gibt es in London aber auch moderne und sehr innovative Einrichtungen, wo man mit Spaß sein Bier trinken kann.
In “Can” zum Beispiel. “Can” zu Deutsch Dose, ist die erste Bar im Vereinigten Königreich, bei der bewusst das Recyclen im Mittelpunkt des Designskonzepts steht. Wie das aussehen soll? Je zwei Periskop-ähnliche silberne Röhren stehen direkt links und rechts neben dem Eingang der Bar. Sie sind bereits von der Straße aus durch die großen Glasfenster sichtbar und locken auf Grund ihres außergewöhnlichen Designs die neugierigen Passanten an.
Nachdem die Kunden ihre Bierdosen ausgetrunken haben, halten sie diese an die Öffnung der Perspexröhren. Daraufhin wird die Dose pneumatisch aus der Hand gezogen und fliegt geschossähnlich in Sekundenschnelle durch das durchweg transparente System der Röhren, in das untere Stockwerk des Hauses, zoomt vorbei an den dort befindlichen Toilettenwaschräumen, hinein in den Keller, wo die Dosen zerdrückt werden, fertig für den Abtransport in das lokale Recyclezentrum. Obwohl der Prozess in jedem Augenblick einsehbar ist – im Zentrum der Bar befinden sich zu diesem Zwecke zwei Monitore – geht alles so schnell, dass das Vorbeisausen der einzelnen Dose kaum wahrzunehmen ist. Erfassbar und wirklich witzig wird es erst dann, wenn im Sekundenabstand alle vier Sauger gleichzeitig benutzt werden. Das erinnert dann schon eher an ein Formel -1 Rennen. Zu erleben ist das allabendlich. Einmal, weil die Bar so populär ist, dass sie gerammelt voll ist und zum anderen weil es den Leuten extrem viel Spaß macht, die Biersucker ununterbrochen zu benutzen.
Die ursprüngliche Idee von Steve und David war, eine Partybar ins Leben zu rufen, in der tanzbare Musik gespielt wird. Die beiden Besitzer dieses futuristischen Newcomers stellten sich einen offenen Raum vor, wo die Leute frei herumwandern und Bekanntschaften schließen. Wenn man jedoch eine “highenergy” Atmosphäre haben möchte, können Gläser zu einem Problem werden. Um dem aus dem Weg zu gehen, kam irgendjemand auf die Idee, Bier dann eben nur in Dosen zu verkaufen. Das machte Sinn. Alles andere – die Technologie, das durchgestylte Dosendesign in der gesamten Bar – war dann nur noch eine Folge dieser Grundidee”, so Davids Erklärung.
Dosen sind das designbestimmende Element. Im Zentrum der Bar, direkt gegenüber den Eingang, steht als Blickfang eine Litfaßsäule, gefüllt mit Dosen aus der ganzen Welt: Sapporo aus Japan, sehr schöngestylte Dosen aus Deutschland, Belgien, Dänemark. Ein Dosendispenser, in dem in fünf übereinananderliegenden Reihen 1160 gut gekühlte Biere lagern, ist auch der Blickfang im Barbereich. Auf Knopfdruck fällt die gewünschte Bierdose aus dem Dispenser, neue Dosen rücken nach. Auch dieses Nachrücken ist wie ein Schauspiel, dem man beiwohnen kann, da die Frontscheibe des Dispensers aus Glas ist.
Aus Glas ist auch die Scheibe in den Waschräumen der Toiletten. Dadurch ist es möglich, dass man selbst beim Händewaschen den Weg der Dosen im Röhrensystem beobachten kann. Doch zurück zu den Dosen. Überzeugt davon, dass die Insel auf dem Gebiet der Verkaufsautomaten hinter anderen Ländern wie zum Beispiel Japan noch weit zurückliegt, wollen die beiden in der Zukunft so viel wie möglich per Automat verkaufen. Für die Produkte gibt es nur eine Bedingung: alle müssen in Dosen verpackt sein.
Zurzeit gibt es Erdnüsse in Dosen, Unterhosen, Puzzle, Kondome und aufblasbare Goldfische. Das Sortiment wird jedoch bald erweitert. Dann wird es zum Beispiel auch CAN-T-Shirts geben, Schlüsselringe, Filme und Kameras. Man arbeitet daran. Arbeiten tun die Jungs auch daran, ganz spezielle Biersorten in Dosen anbieten zu können. Sie haben bereits mit verschiedenen Brauereien darüber gesprochen. Selbst die Entwicklung einer ganz neuartigen, formschönen Dose ist im Gespräch. Das wird sich bald lohnen, denn auf Grund des bisherigen Erfolgs ist noch in diesem Jahr die Eröffnung einer neuen Bar in London geplant. Fünf weitere sollen allein in England folgen bevor man sich international ausdehnen will.
(Can: 50-52 Long Lane, gegenüber Smithfields Market, U-Bahn Barbican)