Zum 9. Mal seit 2012 zeichnete FH Fleischer-Handwerk Unternehmen und Betriebe mit dem FH Fleischer-Handwerk Award aus, die durch ihren Einsatz einen nachhaltigen Mehrwert erzielen. Erstmals geehrt wurden „Nachhaltige Metzgereien“.
Die Preisverleihnung fand am 4. Mai 2025 auf der Eventfläche „IFFA Factory“ in der Halle 9.1 statt. Auf der IFFA wurden die Awards schon zum 5. Mal vergeben. Insgesamt 52 Unternehmen und Einzelpersonen freuten sich seitdem über einen FH Fleischer-Handwerk-Award bzw. FT Fleischerei-Technik-Award. Sechs FH Fleischer-Handwerk-Awards wurden vergeben: in den Kategorien „Maschinenbau“ , „Nachwuchsförderung“, „Smartstore & 24/7-Shops“ und „Nachhaltige Metzgereien”. Die Gewinner basieren auf einer Ausschreibung, die von November 2024 bis März 2025 in den Fachmagazinen FH Fleischer-Handwerk und FT Fleischerei Technik stattfand. Etwas über 20 Bewerbungen gingen ein. Angesprochen waren Unternehmen der Ausrüstungs- und Zulieferindustrie sowie Dienstleister. Der Rechtsweg war und ist ausgeschlossen.
Kategorie „Maschinenbau“: MIVEG GmbH

Die MIVEG GmbH aus dem fränkischen Röttenbach wird in zweiter Generation geführt und entwickelt und produziert seit über 25 Jahren praxiserprobte, innovative Lösungen im Bereich Spießprodukion. Ausgezeichnet wurde das neue Skewer System 2040. Es definiert die Herstellung von Grillspießen neu und macht erstmals die automatisierte Herstellung dieser für kleine- und mittelständische Metzgereibetriebe – auch mit Filialen – zugänglich. Dies war bisher nur großen Industriebetrieben möglich. Ohne Umrüsten oder Rüstzeiten können mit einem Produktionswerkzeug zwei verschiedene Spießprodukte in kürzester Zeit hergestellt werden. Das System wirkt dem Mitarbeitermangel entgegen, ersetzt die langsame Handarbeit und steigert die Effizienz im Betrieb bei konstant hoher Qualität. Mit dem Skewer System 2040 sind bis zu 2.040 Spieße/Stunde möglich. Dies erleichtert auch die Produktionsplanung erheblich. Den Preis entgegennahm das Geschäftsführer-Ehepaar Christina und Lars Kracker.
Kategorie „Smartstore & 24/7-Shops“: bfm Ladenbau GmbH

Zum zweiten Mal nach 2019 freute sich die bfm Ladenbau GmbH über einen Award. In diesem Jahr für das Konzept „Twenty4Seven“. Als „All-in-one“-Spezialist ist das mittelständische Unternehmen aus dem Remstal auch ein fester Partner der Fleischerbranche. Gemeinsam mit den Kunden entstehen individuelle Einrichtungskonzepte, welche die Qualität, Handschrift und Marke dessen widerspiegeln. Auf der SÜFFA 2023 präsentierte das Unternehmen erstmals das Konzept „Twenty4Seven“ – ein ganzheitliches Smartstore-Konzept und Leistungspaket, das beim Kunden ohne Verkaufsmitarbeiter auskommt und auf Wunsch rund um die Uhr geöffnet ist. Es umfasst zwei Verkaufskonzepte: „Hybrid Smart Store“ zur Integration oder Separierung an einen bestehenden Laden und den „Stand-Alone-Smart-Store“ als zusätzliche, unabhängige Verkaufsfläche, etwa in einem Container. Beide versprechen Umsatzzuwächse. Über den Preis freute sich Geschäftsführer Michael Keck.
Kategorie „Nachwuchsförderung“: Fleischerverband Bayern

Premiere als Preisträger feierte der Fleischerverband Bayern – Landesinnungsverband des bayerischen Fleischerhandwerks aus Augsburg. Geehrt wurde das gesamte Team des Verbandes (Haupt- und Ehrenamt) für zwei innovative Virtual Reality-Konzepte: „Leberkäs-VR“ (2023) und „Wursttheke-VR“ (2024). Beide nutzen Innungen und Metzgereibetriebe auf lokalen Ausbildungsmessen oder anderen Events zur Nachwuchsgewinnung für die Berufe Fleischer/Metzger und Fleischerei-Fachverkäufer(in). Innungen, Schüler und Schülerinnen, Lehrer, Eltern und Politiker sind davon begeistert. Zusammen mit der Innsbrucker Agentur Mediasquad entwickelt und begonnen mit einer VR-Brille, sind seitdem im Rahmen der bayerischen Nachwuchskampagne „Butchers Tale 2.0“ sieben eigene VR-Brillen im Einsatz. Inzwischen hat der Verband die VR-Anwendung 18 mal innerhalb Deutschlands – z.B. an die Landesverbände Nord und in Österreich – verkauft, Anfragen aus der Schweiz und den Niederlanden liegen vor. Weitere Ideen zur Umsetzung von Arbeitsabläufen mit Hilfe von VR-Technik sind geplant. Entgegengenommen wurde der Preis vom Geschäftsführer des Verbandes, Lars Bubnick, seiner Stellvertreterin Svenja Fries, Landesinnungsmeister Konrad Ammon und Finanzvorstand Michael Moser.
Kategorie „Nachhaltige Metzgereien”: Filser – der Metzger

Die Metzgerei aus Altenstadt (Landkreis Weilheim-Schongau) erhielt den ersten von drei Awards in dieser Kategorie. Seit 45 Jahren handelt sie – heute geführt von Ludwig und Barbara Filser – konsequent bezüglich Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz. Einige Beispiele: Wärmerückgewinnung inkl. Brauchwasser (1980er-Jahre), energieeffiziente Kühltheken beim Ladenumbau (1997, 2023), Räucherholz aus regionalen Wäldern (Anfang 2000er-Jahre), zwei BHKWs und Hackschnitzelheizung (2005), PV-Anlage (2010), Umstellung von Alu- auf Papierformen (2017), ecoBox-Mehrwegpfandsystem (1. Metzgerei in Bayern, 2019), heute 61 % erneuerbarer Strom im Zukauf (seit 2018), Auszeichnung „Umweltpakt Bayern – Erfolgsmodell kooperativer Umweltschutz“ (2021) und Inbetriebnahme der Erweiterung der Nahwärmenetzes mit einer Gesamt-Energieeffizienz von 98 %. So werden auf einer Länge von ca. 400 m 30 Wohneinheiten, sieben Gewerbebetriebe und drei kommunale Einrichtungen mit nachhaltiger Wärme versorgt was über 100 t CO2 im Jahr spart. Auf der Bühne nahmen Barbara und Ludwig Filser den Preis entgegen.

Kategorie „Nachhaltige Metzgereien“: Metzgerei Eisele
Der zweite Award in dieser Kategorie ging an einen echten PV-Pionier im Metzgerhandwerk, Metzgermeister Thomas Eisele aus Ostrach im Landkreis Sigmaringen. Er führt die Metzgerei In zweiter Generation. Sie ist weitgehend unabhängig von öffentlichem Strom. Seit 2015 beschäftigt sich Thomas Eisele mit erneuerbaren Energien und Stromspeichern (Autarkie damals: 70 %) und optimierte sein System erneut 2022. Dieses besteht heute aus drei außen am Boden fest installierten PV-Anlagen mit 115 KWp, BHKW, zwei Speichern mit Pacadu-Technologie, E-Auto (auch als Speicher nutzbar) sowie öffentlich zugänglichen Ladesäulen. Auf alles das hat er via Tablet/Smartphone ortsunabhängig Zugriff. Der nachhaltig erzeugte Strom wird u.a. für die Produktion und nachts zum Beladen zweier 16-t-LKWs genutzt, die auf zahlreichen Wochenmärkten im Bodenseeumfeld und südlich der Schwäbischen Alb im Einsatz sind und die Bevölkerung mit Spezialitäten aus Meisterhand versorgen. Eine Anbindung ans öffentliche Stromnetz ist nur letzte Reserve (Notstromversorgung). Das System amortisierte sich in wesentlich kürzerer Zeit als gedacht. Auf der Bühne: Metzgermeister Thomas Eisele.
Kategorie „Nachhaltige Metzgereien“: Landmetzgerei Strobel

Mit dem dritten Award in dieser Kategorie geehrt wurde ein Pionier, der in Deutschland wohl als erster das Wort Strohschwein bekannt gemacht hat: Metzgermeister und Dipl.-Fleischsommelier Rüdiger Strobel aus Selbitz-Dörnthal im Landkreis Hof in Oberfranken. Das Team der Metzgerei verfolgt ein vierstufiges Nachhaltigkeitskonzept.
1. Tierhaltung: Seit zehn Jahren (1.2.2015) gibt es hier nur Fleisch von Strohschweinen von acht Landwirten, die sich auch mit anderen regionalen Partnern (Metzgern, Gastronomen) zur „IG Bayerisches Strohschwein“ zusammentaten und diese beliefern. Das Rindfleisch kommt großteils aus Weidehaltung.
2. Energie: PV-Anlagen decken 50 % des Strombedarfs, Biomasseheizung mit Hackschnitzeln, Planungen für einen Tiefbrunnen laufen.
3. Mobilität: vier E-Autos, eine öffentlich zugängliche Schnellladestation am Parkplatz sowie eine Wallbox für E-Autos der Mitarbeiter.
4. Regionaler Wirtschaftskreislauf: Rohstoffe aus der Region, kurze Wege, kleine Schlachtstätte vor der Haustüre, eigene Energie erzeugen, etc. Die Wertschöpfung bleibt in der Region in einem Umkreis von 50 km. Nachhaltigkeit für alle Beteiligten.
Über den Award freuten sich die Inhaber Stephanie und Rüdiger Strobel sowie ihr Betriebsnachfolger Jonas Strobel.
Herzlichen Glückwunsch allen Preisträgern 2025 und weiterhin viel Erfolg!
Text: Marco Theimer