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Gemeinsam an Lösungen arbeiten

Dauerkrisen: ZDG fordert Schulterschluss von Wirtschaft und Politik

Im Rahmen der internationalen Leitmesse für Tierhaltung, der EuroTier 2022 in Hannover, hat der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) seine Mitglieder auf die Zukunft eingeschworen. Die anhaltenden Krisenlagen in Europa und der Welt forderten der Branche alles ab, sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke: „Ich sehe große Herausforderungen auf uns zukommen. Dem begegnen wir mit Innovationskraft und Entschlossenheit. Den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene reichen wir die Hand, jetzt schnell zu handeln und gemeinsam an Lösungen für den Nutztierstandort Deutschland zu arbeiten.“

Mit 22 Kilogramm Pro-Kopf-Verbrauch Geflügelfleisch und 15 Kilogramm Eiern, die jeder Bundesbürger im Jahr verzehrt, zähle die deutsche Geflügelwirtschaft zu den wichtigsten Lebensmittelversorgern des Landes. Auf der Weltleitmesse EuroTier in Hannover richtete Ripke einen eindringlichen Appell an die Regierungsfraktionen – insbesondere an die grün geführten Bundesministerien für Land- und Ernährungswirtschaft sowie Wirtschaft und Klimaschutz.

Schulterschluss zwischen Lebensmittelwirtschaft und Politik

„Wir müssen jetzt den Schulterschluss zwischen der Lebensmittelwirtschaft und der Politik herstellen. Wenn uns das nicht gelingt, ist die Versorgungssicherheit mit Erzeugnissen aus heimischer Landwirtschaft in Deutschland massiv gefährdet,“ fordert der ZDG-Präsident ein neues partnerschaftliches Miteinander aller Akteure.

„Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam lösen. Die deutsche Geflügelwirtschaft hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass sie technikoffen neue Wege zu gehen bereit ist. Es ist in der gesellschaftlichen Bewertung dringend geboten, auch in der Nutztierhaltung technischen Fortschritt als positiven Beitrag anzuerkennen.“

Dialog und konstruktives Miteinander

Die Zukunft lasse sich nur im Dialog und konstruktiven Miteinander meistern, so Ripke weiter: „Leider werden im Umgang mit der Energie- und Versorgungskrise nach wie vor Vernunft und Realitätsbezug zu oft vermeintlichen Mehrheitsmeinungen und manchmal auch ideologischen Überzeugungen geopfert. Notwendige Folgenabschätzungen für die heimischen Erzeuger bleiben noch zu oft auf der Strecke.“

Als Beispiel führt der ZDG-Präsident unter anderem die nationale Auflagenlast für die deutschen Betriebe an: „Deutschland steht bei den Erzeugungsstandards in der Geflügelwirtschaft weltweit in der Spitzengruppe. Unsere Standards bei der Putenfleisch- und Hähnchenfleischerzeugung sowie Eiererzeugung sind international führend. Wir brauchen keine weiteren nationalen Auflagen, sondern stattdessen eine EU-weite Harmonisierung bestehender Standards und ein kurzfristig wirkendes Belastungsmoratorium.“

Geflügelpest gefährdet Versorgungslage

Große Sorge bereitet Ripke die Entwicklung der hochpathogenen Aviären Influenca (HPAI). Diese tritt inzwischen endemisch über das ganze Jahr verteilt auf und bedroht alle Geflügelarten. „Leider durchbricht die Vogelgrippe auch beste Biosicherheitsmaßnahmen unserer Halter. Um das Geschehen langfristig in den Griff zu bekommen, müssen schnellstmöglich alle Anstrengungen unternommen werden, einen Impfstoff zu entwickeln“, fordert Ripke. Sonst werde das etablierte Tierseuchenkassen-System finanziell kollabieren.

Durch die Vogelgrippe werde die ohnehin knappe Versorgungslage weiter zugespitzt. Von den Restriktionsmaßnahmen in den HPAI-Risiko-Gebieten sei die gesamte Wertschöpfungskette betroffen. Neben der HPAI zwängen dramatisch gestiegene Warenbeschaffungskosten die Branche zusätzlich in die Knie. Die Folgen seien Kurzarbeit im produzierenden Gewerbe und Versorgungsengpässe im Lebensmitteleinzelhandel – insbesondere bei Eiern.

Ernährungssicherheit im Blick behalten

„Die Bundes- und Landesregierungen haben per Amtseid die Aufgabe übernommen, zum Wohle des deutschen Volkes beizutragen. Dazu gehört auch, die Versorgungssicherheit der heimischen Bevölkerung mit Lebensmitteln zu jeder Zeit zu gewährleisten,“ richtet der ZDG-Präsident eindringliche Worte an die Politik.

„Wir erleben aktuell beständig sinkende Selbstversorgungsgrade bei Geflügelfleisch und Eiern. Bei Eiern liegen wir heute nur noch bei 70 %, bei Putenfleisch bei 82 %. Noch dramatischer ist die Lage bei Enten und Gänsen mit deutlich unter 50 %. Warum gibt es darauf keine Antwort seitens der Bundesregierung? Mit dieser Untätigkeit nehmen verantwortliche Politiker steigende Importe zu niedrigeren Qualitätsstandards billigend in Kauf.“

Ripke unterstreicht die Dialogbereitschaft der deutschen Geflügelwirtschaft: „Wir sind eine der Zukunft zugewandte Branche mit hervorragenden Landwirten und Unternehmern. Ich bin überzeugt, dass wir auch für die aktuellen Multi-Krisen gute Lösungen finden, die von der gesamten Bevölkerung getragen werden. Man darf sich vor nichts so fürchten, als wenn Bauern an einem Strang ziehen.“

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