Im “Billabong” kulinarisch kopfstehen – Australisch genießen mitten in Berlin

Von Michael Hube

Berlin. Wer sich mal als Antipode fühlen will – kulinarisch wenigstens – kann dies durchaus auch ohne kostspielige Weltreise probieren. In der Rungestraße, einer als Sackgasse endenden Häuserzeile nahe dem S-Bahnhof Jannowitzbrücke in Berlins Mitte, lädt das Restaurant Billabong zur Australien-Tour per Speisekarte ein.

Das kleine Abenteuer beginnt hier schon mit einer schlichten Landkarte, die die Sicht der Bewohner der entgegengesetzten Halbkugel auf unseren Planeten deutlich werden läßt. Es ist alles anders, also umgekehrt. Dazu zeigen zwei Uhren über dem Tresen extrem unterschiedliche Zeiten an, lassen im Verlauf des Abends vielleicht so manchen die Zeit vergessen.

Zuvor jedoch die spannende Frage: “Was darf es denn sein”, so Matthias Breiter, Mitinhaber, Koch und Gaumenberater in dieser nicht ganz gewöhnlichen Gaststätte. “Da haben wir zum Beispiel Dundees`s Crocodile Nuggets with Walkabout Creek Dip zum Preis von DM 15.50”, empfiehlt er. Übersetzt meint er einen Streifen vom Krokodilschwanz mit Spezial-Dip. Ein bißchen Mut ist auch gefragt, bestellte man Olive Fried Octopus with Egg Plants (Warmer Salat vom Kraken mit Aubergine, DM 13.00), Kangaroo Sirloin Staek with Outback Potatoes (Känguruhlendchen mit gerösteten Kartoffelscheiben , DM 25.50) oder Bourbon Flavoured Shark Steak, dem mit Bourbon Whiskey aromatisierten Haifisch, den man sich für 23.00 Mark schmecken lassen kann. Auch Filet vom Vogel Strauß mit Preiselbeeren ist im Angebot. Als Beilagen werden leckere Salate serviert, denen allerlei exotische Gewürze den besonderen Gaumen-Kick verleihen. Sämtliche Menüs sind äußerst gesundheitsfreundlich, denn Fleisch vom Känguruh zeichnet sich zum Beispiel durch einen sehr niedrigen Fettgehalt aus – ein Gramm Fett pro 100 Gramm Fleisch bei gehobenen Eiweißgehalt. Den krönenden Abschluß des Abends könnte Baked Ice bilden, gebackenes Gefrorenes mit Fruchtsauce.

Einmalig in Berlin

Etwa 40 Plätze bietet das Restaurant, daß Matthias Breiter (38) und sein Partner Dieter Ritter (44), beide gelernte Gastronomen, im September 1997 mit überseeischer Hilfe und Beratung eröffnet haben. Eine Restauration besonderer Art sollte es werden inmitten Berlins, mit australischer Küche eben. Doch, so gibt Matthias Breiter mit verschmitztem Lächeln preis, in Australien wird traditionell eigentlich anders getafelt – doch mehr nach dem Geschmack seiner vor mehr als 200 Jahren “eingewanderten” Siedler. Will meinen, lieber Lamm oder Rind, europäisch konventionell zubereitet.

Dennoch scheint das exotische kulinarische Konzept der Billabong-Gründer aufzugehen. Schließlich lassen sich täglich bis zu 60 Gäste zu Tisch bitten. Zudem gibt es in Berlin bislang nur drei “australische” Restaurants. Deutschlandweit jedoch hat Billabong eine Besonderheit vorzuweisen: Nur hier gilt das Prinzip BYO

Was meint BYO?

Da in Australien der Alkoholausschank – so die Billabong-Leute – nach wie vor streng lizensiert ist, hat dort ein guter Ausweg Abhilfe geschaffen, nämlich BYO (Bring Your Own, d. h. die eigene Flasche darf mitgebracht werden). Also befindet sich auch bei den Berliner “Australiern” in der Rungestraße gleich nebenan ein sogenannter Flaschenladen, in dem zu Einzelhandelspreisen ein guter Tropfen Alkohols gekauft, in das Restaurant mitgenommen und gegen ein Korkgeld genossen werden kann. Der “Flaschenladen” (gemanagt vom australischen Billabong-Initiator und -mäzen P.W. R. Darnoc) trägt den nobel klingenden Namen “Wine Bar und Gallery” und ist eine Mischung aus Weinkontor und Folkloristischem vom fernen Kontinent, gemütliches Ambiente inbegriffen. Das zusammen läßt dem Berliner “sein” Australien sehr nahe erscheinen, zumal wenn er an den nach Kennermeinung unbestritten köstlichen australischen Weinsorten nicht nur genippt hat. Die Spezialität des Hauses sind die Rebensorten der Marke Warkefield, einer Anbauregion in Südaustralien.

Warum Billabong?

Der Begriff Billabong kommt aus der Sprache der Aborigines, der Ureinwohner Australiens. Er umschreibt eine Art Teich, an einem in der regelmäßigen Dürrezeit verdorrten Fluß. Diese rare Wasserstelle wird dann stets zum Treffpunkt von Menschen und Tieren der Umgebung, die sich erfrischen wollen. Und so steht der Name Billabong für Gastlichkeit und reges Leben.

Ansonsten kann man auch in den vier eigenen Berliner Wänden australisch schlemmern. Das Team von Billabong bietet auch einen umfassenden Hausservice vom Einkauf, über das Kochen bis hin zum Abwasch an.

Weitere Infos unter:

Tel/Fax: 030/ 2786336

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