Auch das Fleischerhandwerk als wichtiger Bestandteil regionaler Wertschöpfungsketten war beim 11. Bundestreffen des Bundesverband der Regionalbewegung e.V. vom 22. bis 24. Juni 2023 im Gasthof „Alter Wirt“ in Farchant vertreten. Der Einladung zum Networking in die „Zugspitz Region“ folgten rund 220 Teilnehmer*innen aus der Praxis, Politik, Wissenschaft, Verbänden und regionalen Initiativen – davon rund 60 Vortragende bzw. Diskutanten.
Vom Kreis betriebener Schlachthof
Am ersten Tag des Treffens konnten die Teilnehmer*innen zwischen verschiedenen Exkursionen wählen. Eine davon unter dem Motto „Rindfleisch – von der Alm auf den Teller“ führte in den Kreisschlachthof Garmisch-Partenkirchen und ins Bio-Hotel & Restaurant Garmischer Hof. Der 1910 erbaute Schlachthof mit EU-Zulassung, geleitet von Metzgermeister Peter Strobel, wird vom Landkreis betrieben – eine echte Seltenheit in Deutschland. Dort werden in Lohnschlachtung als Dienstleistungsbetrieb pro Woche an verschiedenen Tagen 100 Schweine, 30 Rinder und 50 Schafe geschlachtet, was dem Landkreis und den ansässigen Landwirten ein großes Anliegen ist und nicht wegfallen soll. Vier Metzgermeister und eine Veterinärin sind hier beschäftigt. Viermal im Jahr wird der Schlachthof von der KBLV (Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen) kontrolliert.
Autochthone Rinderrasse
Im Alter von 32 bis 36 Monaten geschlachtet werden dort auch die Murnau-Werdenfelser Rinder, der ursprünglich in Bayern vorkommenden Rinderrasse. „2009/2010 waren es 100 Tiere, 2022 etwa 400 Tiere, die von 52 züchtenden Landwirten gehalten werden“, erklärte Jürgen Lochbihler, Wirt des „Pschorr“ am Münchner Viktualienmarkt und Geschäftsführer der MuWe Fleischhandels GmbH beim Vortrag im Bio-Hotel & Restaurant Garmischer Hof. 50 % des Rindfleischs sind Bio-Ware. Zerlegt werden die Rinder im Gasthof & Metzgerei Petermichl bei Metzgermeister Markus Ponholzer in Antdorf. Vor allem Edeka-Kunden im südlichen Oberbayern und am Ammersee schätzen das Fleisch der autochthonen Rinderrasse. Aber auch in Metzgereien, z. B. der Metzgerei Stadler in Garching, ist es in der Theke zu finden.„Das Fleisch ist nicht besser als anderes, es geht uns allen um die Erhaltung der Rinderrasse“, betont Jürgen Lochbihler.
Forum Lebensmittelhandwerk
Am zweiten Tag standen zahlreiche Foren auf dem Programm. Eines von zehn Foren war das „Forum Lebensmittelhandwerk“, zu dem sich rund 40 Interessierte im Farchanter Rathaus einfanden. Moderiert vom Unternehmenscoach Fritz Gempel wurden Rahmenbedingungen des regionalen Lebensmittelhandwerks für eine sichere Zukunft diskutiert. Zunächst referierten Anke Kähler (Die Freien Bäcker e.V.) und Wolfgang Heinzel (Gasthof & Wildkräuterhotel, Windelsbach), danach Geschäftsführer Lars Bubnick (Fleischerverband Bayern) und der Dorfmetzger Jürgen Reck aus Möhrendorf. Wiederholt nahm am Bundestreffen Dr. Reinhard von Stoutz (Deutscher Fleischer-Verband) teil. Lars Bubnick sprach über die wichtige politische Arbeit des Verbandes und aktuelle Herausforderungen: „Das Handwerk stirbt nicht aus!“, korrigierte er anders lautende Schlagzeilen. Jürgen Reck stellte seinen Betrieb vor, berichtete über seine Erfahrungen beim Gewinn der Metzger-Weltmeisterschaft 2022 in Sacramento, seine Ausbildungs-Philosophie und neue Vermarktungsformen.
Im Profil: Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. (BRB) ist ein Dachverband für vielfältige Akteure regionalen Wirtschaftens. Als Kompetenznetzwerk für Regionalität bündelt er Aktivitäten einer regionalen nachhaltigen Entwicklung, unterstützt und vernetzt zahlreiche vorhandene Akteure durch weitere Impulse und leistet wichtige Lobbyarbeit für die Stärkung ländlicher Räume. Er vertritt rund 350 Mitgliedsorganisationen.
Im Bild oben (v.l.n.r.): Fritz Gempel, Jürgen Reck, Anke Kähler, Lars Bubnick, Andrea Winter (Presse & ÖA, Bundesverband der Regionalbewegung), Wolfgang Heinzel
