Wurst in der Box

Als Online-Shop der familieneigenen Fleischerei geplant, entwickelte sich www.wurstgeschwister.de der Geschwister Anja, Nadine und Daniel Rüweling zum Selbstläufer. Nach dem Start im November 2016 wurde das Angebot an hausgemachten Spezialitäten sogar ausgebaut.
Mit ihrem Online-Shop für Wurst und Hausmannskost – seit dem Frühjahr auch mit Grillsortiment – trafen die drei Kinder und vierte Generation von Fleischwaren Rüweling den Zahn der Zeit. Als GmbH führen die Ex-Redakteurin Anja (29) und ihre Schwester Nadine (28), vorher Projektmanagerin für Bildungsprojekte, die Geschäfte und ihr Bruder Daniel (26) ist Fleischermeister und sozusagen für den leckeren Input zuständig. Aus dem Ort im Landkreis Borken, direkt an der holländischen Grenze, machen sich seitdem mit leckeren Hausmacher Spezialitäten bestückte Pakete auf den Weg zu den Kunden in der ganzen Republik: ob Pfefferbeißer, Frikadellen oder Geschenkboxen wie „Schinkenschwärmerei“ oder „Katerkampf“. „Wir wollten uns online anders darstellen als andere – spritziger im Wording, mit etwas mehr Ästhetik und auf ein jüngeres Zielpublikum ausgerichtet. Als wir uns für ein Onlineshop-System entschieden hatten, hatten wir immer mehr Ideen und der Gedanke zum Unternehmen mit eigener Marke verfestigte sich“, sagt Anja Rüweling. Ein erster Hit war ein Wurst-Adventskalender mit zwölf unterschiedlichen Produkten im Wechsel, z. B. kleine vakuumierte Pfefferbeißer sowie verschieden gefüllte Weckgläschen, die nicht nur in den jeweiligen Freundeskreisen Anklang fanden. Nachfolgend erläutert die Jungunternehmerin den Werdegang ihres Start-ups und gibt Tipps:

 
Was ist bei einer solchen Art von Start-up-Gründung zu beachten?

Das Wichtigste ist, dass Familie und Freunde voll hinter einem stehen. Wir haben uns sehr viel mit allen möglichen Bekannten aus verschiedensten Bereichen ausgetauscht und ihr Feedback geholt: Freunde, Singles, Familien mit Kindern, Medienleute, Kreative und auch Handwerker. Es war erstaunlich zu sehen, wieviel Input wir davon wirklich umsetzen konnten. Da eigenes Kapital vorhanden war, hielten sich die Investitionen in Grenzen. Trotzdem behielten wir die Kosten im Blick, um möglichst lange mit unserem Startkapital hauszuhalten.

 

Wie viele Artikel umfasste der Shop zum Start und wie ist es heute?

Alle Produkte entwickeln wir gemeinsam mit meinem Vater und Bruder. Wir starteten mit acht Geschenkboxen und 34 Produkten ins Vorweihnachtsgeschäft, hatten aber das Ziel, Anfang 2017 alle Artikel individuell bestellbar anzubieten, was auch gelang. Im Shop gibt es nun sieben Rubriken mit rund 50 Produkten sowie Gutscheine. Zuletzt kam das Grillsortiment hinzu. Die „Gänzlich-Glücklich-Grillbox“ für vier bis fünf Personen enthält u. a. zweimal vier verschiedene Bratwürste, bunten Nudelsalat im Weckglas, zwei Saucen/Dips, mariniertes Fleisch (Rinderhüft-, Puten- und Schweinenackensteaks, Schweinebauch) und vier verschiedene Craftbiere der Finne Brauerei in Münster. Neben einer Minestrone mit Speck bieten wir einige Produkte an, die in der Fleischerei keine Kunden finden, aber im Online-Shop. Wir planen jetzt schon unser Angebot für das Weihnachtsgeschäft. So möchten wir noch stärker als bisher Geschäftskunden ansprechen, die z. B. Kunden oder Mitarbeiter mit etwas Besonderem überraschen möchten. Mit den Geschenkboxen oder Aktionen muss man generell eine breitere Masse aus der jüngeren Klientel ansprechen und viel Abwechslung bieten.


 

Wie stellt sich die Kundenklientel dar?

Wir dachten, dass sie eher jünger und städtisch ist, was aber nur am Anfang bei den Adventskalendern zutraf. Wir können nur Rückschlüsse von den Namen auf das Alter ziehen. Das dürfte generell zwischen 40 und 60 Jahren liegen. Specials zu Feiertagen wie Valentinstag oder Ostern und das Grillfleisch-Sortiment kommen in der jüngeren Altersgruppe sehr gut an. Der Stammkunde, der regelmäßig bestellt, ist männlich und um die 40. Regionale Schwerpunkte sind Ostwestfalen, Hamburg, Berlin, aber auch Nürnberg oder Baden-Württemberg. Die Bestellungen kommen nicht nur aus großen Städten, es sind auch viele Kunden aus Kleinstädten dabei, die regionale Wurstspezialitäten mögen und offen für Neues sind.

 

Was sind die Renner im Angebot?

Tendenziell haben wir bisher kein Produkt, das nicht bestellt wird. Selbst unser typisch münsterländisches Rindfleisch in Zwiebelsauce wird nachgefragt. Beliebt sind z. B. Currywurst sowie Münsterländer Mett im Weckglas, Gulaschsuppe, Rindergulasch, Schweinebäckchen in Rotweinsauce oder Rouladen. Überrascht hat uns das „eingeweckte Brot“ (Omas Schwarzbrot, 340 g) aus einer Bäckerei in der Nachbarschaft, das acht Scheiben ergibt und verschlossen vier Monate haltbar ist.

 

Wie läuft der Versand der Ware ab? Wie hat sich die Versandmenge entwickelt?

Wir verpacken die Pakete innerhalb von 24 Stunden, geben sie an DHL weiter und garantieren eine Lieferzeit von ein bis drei Werktagen. In Nordrhein-Westfalen kommen sie meist am nächsten Tag an. Bei den frischen Produkten, die wir mit Kühlakkus und nachhaltigem Stroh versenden, können wir nur eine geschlossene Kühlkette von 48 Stunden garantieren. Je nach Wetterbericht setzen wir mehr oder weniger Akkus ein. Bei den haltbaren Wurstwaren und Weckgläsern spielt das keine Rolle. Täglich sind es im Schnitt vier Pakete, in Spitzenzeiten oder wenn viele Leute am Wochenende bestellen auch mal zehn. Insgesamt ist das Versandaufkommen seit dem Start gestiegen, wobei es saisonal bedingt zu Schwankungen kommt. Unser Stammklientel wächst. Wir sind noch in einer Testphase und lernen stets dazu.

 

Wie lautet ihr bisheriges Fazit?

Wir sind gut gestartet und haben zum Glück schnell etwas verdient. Obwohl wir auf einem guten Weg sind, gibt es am zu Ball bleiben, um erfolgreich zu sein. Der Bedarf an hausgemachten Produkten aus der Metzgerei ist da. Was den Online-Kauf von Lebensmitteln hierzulande betrifft, sind die Leute im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien noch ganz am Anfang. Doch wir sind zuversichtlich. Ich denke, dass es unabhängig vom Alter einen Bedarf nach guter, hochwertiger Convenience gibt. Auch das Bewusstsein der Menschen nach Herkunft gewinnt weiter an Bedeutung und bietet Potenziale, die wir noch nutzen können. www.wurstgeschwister.de

Vielen Dank für das Gespräch! mth

 

Fotos: Maximilian Virgilli

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