Raps Stiftung Forscherscheune

Zukunft denken in der Forscherscheune

Adalbert-Raps-Stiftung: Austausch geförderter Forschungsgruppen

Nach einem umfangreichen Umbau des Heinersreuther Hofes konnte die innovative Forscherscheune der Adalbert-Raps-StiftungAdalbert-Raps-Stiftung wieder an ihren Ursprungsort zurückkehren. Am 19. und 20. Juni 2024 trafen sich rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Industrie aus dem In- und Ausland zum intensiven Austausch rund um das Thema Lebensmittel.

Die Förderung der Lebensmittelforschung ist der Adalbert-Raps-Stiftung ein besonderes Anliegen. Der frisch sanierte Heinersreuther Hof (Bild o.), der sich im Besitz der Stiftung befindet, bot mit seiner Mischung aus Alt und Modern, dem freien Blick in die Natur und dem weitläufigen Gelände das ideale Ambiente für einen innovativen Ideenaustausch. Als Problemlöser und Zukunftsgestalter bezeichnete Stiftungsvorstand Frank Kühne die Anwesenden aus den Bereichen Forschung, Industrie und Medizin. Es sei wichtig, Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen miteinander ins Gespräch zu bringen und „Zukunft zu denken.“

Herausforderungen des Food-Systems

In seiner Keynote sprach Prof. Dr. Tilo Hühn von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften darüber, wie bereit die Gesellschaft sei, das „Neue“ in die Welt zu lassen. „Wir sind dabei gut beraten, uns mit Exponentialität zu beschäftigen“, sagte der Experte für Exponential Food Technology. „Vor 12.000 Jahren haben wir nicht nur Tiere domestiziert, sondern auch Mikroorganismen, wir wussten es nur nicht.“ Man müsse nun wirksame Narrative finden, es brauche Vorstellungskraft und Bereitschaft sowie den Einsatz moderner Datentechnologie.

„Nach der Übernutzung in den vergangenen Jahren müssen wir zum Regenerativen aufbrechen“, sagte Tilo Hühn. Frühere Nebenströme müssten zu Hauptströmen werden; neue Extraktionsverfahren wie etwa bei Nüssen führten dazu, dass nicht mehr die Hälfte der Biomasse in Form von Schalen weggeworfen werden müsse, sondern zu einem essbaren Produkt verarbeitet werden könne.

Vielseitige Hefe

Über den Einsatz von aus Hefe gewonnenem Fett in pflanzenbasierten Milchproduktalternativen sprach Dr. Lukas Neutsch, ebenfalls von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Auch hier spielt das exponentielle Wachstum von Mikroorganismen eine wichtige Rolle.

In dem von der Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Projekt wird ein Verfahren zum Kultivieren von Hefe entwickelt, die auf natürliche Weise viel Fett produziert. Dieses Fett wird aus den Hefezellen extrahiert und kann als Alternative zu pflanzlichen Fetten eingesetzt werden.

Funktionale Eiproteine

Franziska Beck, Doktorandin an der TU München, stellte ein Projekt zum Thema „Herstellung funktioneller Eiproteine mittels Präzisionsfermentation“ vor. Die Studierenden erforschen alternative Proteine, hier im Speziellen die effiziente und skalierbare rekombinante Herstellung von Ei-Proteinen. Es gelte, den ansteigenden Konsum auf möglichst nachhaltige Weise zu decken. Ein Vergleich der Produktion von Heute gegenüber der von Morgen zeigt, dass die Biotechnologie viele Vorteile bietet. Vor allem lassen sich naturidentische Proteine mit geringerem Umwelteinfluss und höherer Skalierbarkeit herstellen. Nachteile seien hohe Kosten, technische Komplexität aber auch ethische Bedenken, was beispielsweise die Gentechnik betrifft.

Akzeptanz von Gentechnik

Mit der Akzeptanz von Gentechnik beschäftigen sich Hanno Kossmann und David Barkhausen von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die „mediale Darstellung neuer Gentechniken für die deutsche Ernährungsbranche“ sind Kern einer Untersuchung, in der festgestellt wurde, dass es überraschend viele positive Schlagzeilen gab. „Es gibt noch immer viele bioethische Bedenken in Bezug auf die Risiken, die wir nicht abschätzen können“, lautet das Credo der Wissenschaftler. Etwa in der Hinsicht, ob es richtig sei, die Büchse der Pandora zu öffnen. Dennoch scheint sich eine leichte Öffnung hinsichtlich Techniken wie CRISPR/Cas abzuzeichnen.

Michael Bader von der Vetmeduni Wien beschäftigt sich in seinem Projekt wiederum mit der mikrobiellen Qualität pflanzenbasierter Alternativprodukte. Neue Rohstoffe und neue Herstellungsverfahren, könnten auch neue Herausforderungen mit sich bringen. So sollen in der Studie 300 Proben von kooperierenden Unternehmen sowie aus dem Einzelhandel untersucht werden. Die Ergebnisse sollen Orientierung für Lebensmittelproduzenten und Überwachungsbehörden bieten und können als Grundlage für die Risikobewertung der Produkte dienen.

Alles Utopie in der Forscherscheune? Natürlich nicht!

In Heinersreuth ging mit der Forscherscheune eine informative und innovative Veranstaltung zu Ende, und Stiftungsvorstand Frank Kühne zeigte sich höchst zufrieden. „Als Stiftung haben wir den gesellschaftlichen Auftrag, zu vernetzen, damit neue Lösungen entstehen, das bringt unsere Gemeinschaft voran.“ Natürlich sei man sich bewusst, dass vielleicht einiges phantastisch und utopisch klinge, „aber wir müssen mit Experten im Gespräch bleiben, um herauszufinden, welche Weichen wir stellen müssen.“

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