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Foto: Colourbox.de rateur bedeuten die Narkosegase ein Risiko.  IMMUNKASTRATION Bei diesem Verfahren erhält das Schwein zwei Impfungen im Abstand von mindestens vier Wochen, die zweite erfolgt vier bis sechs Wochen vor dem Schlachten. Der verabreichte Impfstoff unterdrückt die Produktion von Sexualhormonen im Hoden und reduziert das Bilden von Androstenon. Dieses Verfahren wird seit 1998 in Australien und Neuseeland angewendet, in Europa in Belgien und Norwegen. Verwendet wird der seit 2009 zugelassene Impfstoff Improvac®. Insbesondere die zweite Impfung ist bei einem Gewicht des Ebers von 80 bis 90 kg schwierig zu realisieren. Es ist nicht klar, ob die Kosten der Impfungen durch die Vorteile der Ebermast ausgeglichen werden.  INULIN UND LUPINEN GEGEN SKATOL Dem Bilden von Skatol kann durch Fütterungsmaßnahmen entgegengewirkt werden. Untersuchungen zeigten die positive Wirkung von Inulin, roher Kartoffelstärke und blauen Lupinen auf das Reduzieren des Stoffes. Das wasserlösliche Polysaccharid Inulin ist in geringen Mengen als Zusatzstoff in der Tierernährung und der Lebensmittelherstellung im Einsatz.  EINFLUSS DER STALLUNGSFORM Interessant ist das Ergebnis einer Untersuchung im Landkreis Burgsteinfurt (NRW). Sie zeigte verstärkten Geruch bei räumlicher Nähe der Stallungen von männlichen und weiblichen Jungtieren. AUSBLICK Das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration und das Ziel, auf chirurgische Kastration zu verzichten, zwingt auch Tiererzeuger und Fleischerhandwerk zu Veränderungen. Offensichtlich ist die Kastration unter Betäubung derzeit keine Lösung, vor allem nicht für große landwirtschaftliche Betriebe. Auch die Immunkastration ist mit einem Fragezeichen zu versehen, denn es ist unklar, wie die Verbraucher das Fleisch von immunkastrierten Tieren annehmen. Also doch die Ebermast? Gutes Futtermanagement und kluge Aufstallungsformen sollten eine Basis dafür sein. Nach der Schlachtung sind geruchsbelastete Tiere auszusondern. Zusätzlich zu geschulten Prüfern werden hier auch bald „elektronische Nasen“ Einzug halten. Generell steht die Tierzüchtung vor der Aufgabe, das Bilden von Androstenon zu senken. Dies ist schwierig, denn es steht in Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit des Tieres. Experten rechnen aber erst in etwa zehn Jahren mit Fortschritten. Ein anderes Problem darf aber nicht verschwiegen werden. In der EU gibt es zu diesem Thema nur die freiwillige „Brüsseler Erklärung“ (2010), die auch Ausnahmen zulässt. Eberfleisch eignet sich nur bedingt für regionale Schweinefleisch- und Wurstprodukte. Es darf nicht sein, dass geeignetes Fleisch aus dem Ausland importiert wird, womöglich von betäubungslos kastrierten Ferkeln. Landwirtschaftliche Verbände fordern daher gleiche Wettbewerbsbedingungen für Schweinehalter innerhalb Deutschlands und der EU. Diesen Aspekt berücksichtigt das von der Universität Hohenheim geleitete Projekt IPEMA SCHLACHTEN  (Innovative approaches in pork production with entire males), das die Arbeit von Einrichtungen aus 21 Ländern Europas vernetzt und bis 2020 läuft. Es ist zu hoffen, dass es sein Ziel, Innovationen in der Schweinefleischproduktion zu fördern und dabei nationale Traditionen und Verbrauchergewohnheiten zu beachten, erreicht. Dr. H. Schleusener, P. Pipek K440RS mit Austragband VON DEN BESTEN FÜR DIE BESTEN Unsere TOP SÄGE für präzises Portionieren mit ausgezeichnetem Schnitt www.kolbe-foodtec.com 3/2017 39


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