Ein veganes Deutschland wäre nicht nur politisch ein völlig anderes Land
Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von vegan.eu erlauben tiefe Einblicke in das Wertesystem, nach dem Veganer ihre Entscheidungen treffen. Und sie liefern etwa dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) gute Gründe für seine Liebe zu Fleisch und Wurst. Denn mit einer ausschließlich veganen Wählerschaft wäre seine politische Karriere flugs vorbei.
Denn das ist das eindeutige politische Ergebnis der Umfrage: „Veganer:innen wählen fast ausschließlich Linkspartei (39,9 %), Grüne (32,0 %) und die Tierschutzpartei (7,0 %). CDU/CSU (1,2 %), SPD (1,7 %), FDP (0,5 %) und AfD (3,3 %) spielen praktisch keine Rolle. Wären nur Veganer:innen wahlberechtigt, würden CDU/CSU, SPD, FDP und AfD an der 5-Prozent-Hürde scheitern.“
Doch die Befunde gehen laut vegan.eu-Pressemitteilung weit über Parteipräferenzen hinaus: 65 % nennen den Klimawandel als größte Sorge, nur 7 % Zuwanderung; in der Allgemeinbevölkerung ist es genau umgekehrt. Mehr als 85 % lehnen die europäische Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten ab und fordern sichere Fluchtwege. Über 90 % setzen sich für Tierrechte, Diversität, soziale Gleichheit und drastische Maßnahmen gegen den Klimawandel ein.
Rund 2.100 Teilnehmer bei der Umfrage
Die Ergebnisse stammen aus der nach vegan.eu-Angaben bislang größten Untersuchung zu politischen und gesellschaftlichen Einstellungen vegan lebender Menschen im deutschsprachigen Raum. 2.100 Veganer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen zwischen April und September 2025 an der Online-Umfrage teil.
Die Befragung wurde von vegan.eu gemeinsam mit der Kennenlernplattform Gleichklang.de durchgeführt und von Dr. Guido F. Gebauer, Diplom-Psychologe und Mitbegründer von Gleichklang.de, geleitet. Umfassende statistische Auswertungen, Vergleiche mit repräsentativen Umfragen (u. a. IPSOS-Sorgenbarometer, ALLBUS, Distanzierte Mitte, Bundestagswahl 2025) und Korrekturen für Mehrfachtests sichern die Robustheit der Ergebnisse.
Um mögliche Verzerrungen auszuschließen, wurde geprüft, ob Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Wohnsitzland oder Rekrutierungsweg die Unterschiede zwischen Veganer:innen und der Allgemeinbevölkerung erklären könnten. Das Ergebnis ist eindeutig: Keiner dieser Faktoren konnte die Befunde erklären oder wesentlich abschwächen. Die politischen und gesellschaftlichen Unterschiede sind somit spezifisch für die vegane Community.
Weitere zentrale Befunde
- Links-Rechts-Verortung: 83,3 % ordnen sich links ein, 12,8 % in der Mitte, nur 3,8 % rechts (Allgemeinbevölkerung: 29 % links, 55 % Mitte, 16 % rechts).
- Autoritarismus: Die Zustimmung zu autoritären Aussagen (B-RWA-6 Skala) liegt klar unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
- Globale Wahrnehmungen: 88,7 % beklagen eine globale Rechtswende. 86,5 % gehen sogar davon aus, dass die Gefahr eines neuen Faschismus bestehe. 91,3 % bewerten entsprechend Donald Trump als Gefahr für die Welt, während nur 1,8 % ihn positiv einschätzen.
Empathie, Mitgefühl, Gerechtigkeit…
Die Ergebnisse zeigen: Vegane Mitbürger unterscheiden sich nicht nur durch ihre Ernährung, sondern auch durch ein eigenständiges politisches und gesellschaftliches Profil, das sich klar von der Gesamtbevölkerung abhebt. Dazu Dr. Guido F. Gebauer: „Immer wieder wird diskutiert, ob Engagement für Tierrechte und Veganismus zu autoritären Haltungen und Menschenfeindlichkeit führen könnte. Unsere Daten belegen das Gegenteil: Empathie, Mitgefühl und Gerechtigkeit stehen im Zentrum der politischen Überzeugungen vegan lebender Menschen.“