In einem Kurzzeitversuch wurden 16 Tiere mit einem Kontrollfutter (keine Leinsaatbeimischung; Linolensäure: 2,1 g/kg Futter) und einem Versuchsfutter (11,4 % Leinsaat in der Ration; Linolensäure: 28,1 g/kg Futter) beginnend mit 87 kg Lebendmasse (LM) im Mittel 24 Tage bis zur Schlachtung gemästet (die 4 schwersten Eber und Sauen 20 Tage, die 4 leichteren Eber und Sauen 27 Tage). In einem Langzeitversuch wurden 64 Eber und Sauen beginnend mit 46 kg LM in einer Nullvariante (Linolensäure: 1,0 g/kg Futter) und 3 Versuchsvarianten (1 %, 2% und 3% Leinsaat in der Ration; Linolensäure: 3,4, 6,0 und 8,1 g/kg Futter) gemästet und nach dem gleichen Schema nach 54, 62, 68 bzw. 75 Tagen (im Mittel 65 Tage) geschlachtet. Alle Rationen enthielten als Oxidationsschutz 0,2 g DL-a- Tocopherolazetat pro kg Futter-
Sowohl die Kurzzeitvariante (11,4 % Leinsaat) als auch die Langzeitvariante (3 % Leinsaat) verdreifachten die Linolensäurekonzentration im M.I. d. auf 0,43 bzw. 0,28 mg/kg Muskel- fleisch und vedoppelten die Eicosapentaensäurekonzentration (C20:5(1)-3) auf 0,08 bzw. 0,10 mg/kg Muskelfleisch im Vergleich zur Kontrolle. Gleichsinnige Befunde zeigte das Fettgewebe. Das Verhältnis von (I)-6-FS zu (I)-3-FS im M.I. d. verengte sich in der Kurz- bzw. Langzeitvariante auf 3,8 bzw. 3,9 und verbessert damit den maximal tolerierten Quotienten von rund 5:1, wobei die Langzeitvariante nur 73% des Aufwandes an Leinsaat benötigte. In beiden Varianten wurde der Großteil dieser Befunde bereits in der ersten Schlachtgruppe erhoben. Vom Fütterungsregime unberührt blieb die Konzentration der ernährungsphysiologisch erwünschten Docosahexaensäure (C22:6(1)-3).
In der vorliegenden Versuchsanstellung waren keine negativen Auswirkungen auf Sensorik und Haltbarkeit der aus dem Fleisch des Vorderviertels gewonnenen Burger(Hackfleisch)-Zubereitungen festzustellen. Die Autoren kommen letztlich zu dem Schluss, dass die Einmischung von Leinsaat zusammen mit relativ hohen Vitamin-E-Gaben (200 mg/kg Futter !) in Schweinemastrationen zu für den Konsumenten sicherem und gesundheitlich wertvollem Schweinefleisch führt.
In sämtlichen Industrienationen empfiehlt die Ernährungsberatung eine vermehrte Aufnahme von (I)-3-Fettsäuren bei gleichzeitig möglichst engem Verhältnis von Cü-6-FS zu ü)-3-FS. Eine entsprechend zielorientierte Maststrategie vermag diese Empfehlungen offensichtlich zu unterstützen, wobei der quantitative Beitrag bei realistischen Verzehrsmengen von Fleisch sicherlich nur sehr begrenzt ist. Daher sollte in dem Versuchsansatz zwar nicht das Hauptziel zukünftiger Mastverfahren, aber doch zumindest ein willkommener “Mitnahmeeffekt” gesehen werden, wenn entsprechende Rationskomponenten zur Verfügung stehen. Auf jeden Fall positiv zu bewerten ist das Bemühen in der Tierernährung, die gesundheitlichen Ansprüche der Verbraucher, für die das Produkt ja letztlich erzeugt wird, im Auge zu behalten.