Frankfurt/M. (DGE). Kindermilch oder -quark mit der Extraportion Calcium, Nudelgerichte mit einem Spielzeug oder Süßigkeiten mit zusätzlichen Vitaminen – das Angebot an Lebensmitteln speziell für Kinder ist groß. Da Eltern nur das beste Essen oder Trinken für ihre Kinder wollen, sind sie für die Werbeaussagen der Hersteller von “Kinderlebensmitteln” besonders empfänglich. Doch sind diese Produkte wirklich zu empfehlen?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) erkennt keinen ernährungsphysiologischen Vorteil gegenüber einer ausgewogenen Ernährung. Im Gegenteil, da es sich überwiegend um Lebensmittel mit einem hohen Zucker- und Fettgehalt handelt oder mit einer beliebigen Anreicherung von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, wird eine bedarfsgerechte Ernährung der Kinder eher erschwert. Vollwertiges Essen und Trinken mit herkömmlichen Lebensmitteln ist nach dem ersten Lebensjahr die gesündere und preiswertere Alternative. Dann können und sollen die Kinder am normalen Familienessen teilnehmen.
Lebensmittelhersteller sprechen mit Nudel- und Pizzagerichten speziell für Kinder typische Essens- und Geschmacksvorlieben von Kindern an. Vielen dieser Lebensmittel sind Vitamine und/oder Mineralstoffe zugesetzt, wobei kein ernährungsphysiologisches Konzept der Anreicherung erkennbar ist. “Viele der angebotenen Produkte sind Süßprodukte, die Kinder nicht regelmäßig essen sollten”, sagt Dr. Helmut Oberritter, Wissenschaftlicher Leiter der DGE. “Außerdem enthalten sie oft viel Fett und Zucker und können so zur Entstehung von Übergewicht beitragen.”
Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder im Alter von einem bis drei Jahren unterliegen in Deutschland der Diätverordnung, die zum Beispiel strenge Mindestwerte für Rückstände vorschreibt. Diese Verordnung gilt nicht für spezielle Lebensmittel für ältere Kinder. Daher unterscheiden sich “Kinderlebensmittel” für Kinder ab vier Jahren in Bezug auf Zutaten und Nährstoffgehalt prinzipiell nicht von herkömmlichen Lebensmitteln. Viele “Kinderlebensmittel”, für die mit einem extra hohen Gehalt an Milch geworben wird, enthalten statt Vollmilch Magermilchpulver, Süßmolke, Butterreinfett oder gezuckerte Kondensmilch.
“Manche Hersteller werben zum Beispiel damit, dass ihre Produkte gesunde Zwischenmahlzeiten seien. Doch Müsli- und Milchriegel, Vitaminbonbons, überzuckerte Fruchtjoghurts, Kekse oder Milchgetränke sind kein Ersatz für ein belegtes Pausenbrot mit Obst oder Gemüse, Milch oder Joghurt mit Obst”, so Dr. Mathilde Kersting, Forschungsinstitut für Kinderernährung. “Beigaben wie Plastikspielzeug oder Aufkleber sowie aufwendige Verpackungen sollen zum Kauf einladen. Doch der zusätzliche Müll schadet der Umwelt und verteuert die Produkte.”
Die DGE rät Eltern, ihre Kinder ab einem Jahr mit herkömmlichen Lebensmitteln zu ernähren und am normalen Familienessen teilnehmen zu lassen. Wer dabei auf abwechslungsreiches und kalorienbewußtes Essen und Trinken mit viel Vollkornprodukten, Gemüse und Obst sowie täglich Milch und Milchprodukten achtet, fördert Gesundheit und Wohlbefinden der ganzen Familie, so die DGE.