“Marinehaus”: See-, Salz- und Teer-Romantik inmitten Berlins

Von Michael Hube

Berlin. In ruhiger Fahrt gleiten die Frachter auf dem glitzernden Band der Spree unter der Jannowitzbrücke in Berlins Mitte hindurch auf die Mühlendammschleuse zu. So mancher Matrose auf den Spree-Zillen wird wohl bedauern, daß an dieser Stelle, wo der Fluß nach einer sanften Biegung sich teilt und der Blick frei wird auf das Panorama der Fischerinsel, Parkverbot – das Ankerwerfen nicht erlaubt – Fahrgastschiffe ausgenommen.

Hinter den hochgewachsenen Kastanien des Märkischen Ufers verspricht nämlich ein Hafen besonderer Art Gemütlichkeit, Entspannung und vor allem allerlei Gaumenfreuden – das “Marinehaus”.

Wer sich jedoch landseitig diesem Restaurant an geschichtsträchtigem Ort nähert, kann hier jederzeit vor Anker gehen. Zumindest täglich ab zwölf Uhr bis zum letzten Glasen (=20).

Daß viele der Besucher in diesem ältesten Stadtteil Berlins davon Gebrauch machen, kann Stefan Pfannschmidt (41), einer der “Marinehaus-Kapitäne”, getrost bestätigen: “Zwischen 150 und 200 Gäste kehren Tag für Tag bei uns ein, Touristen, Mitarbeiter umliegender Unternehmen und nicht zuletzt Stammkunden aus dem Kiez”. Was Wunder, hält doch die Kombüsen-Crew, darunter drei Köche, für fast jeden Geschmack etwas Leckeres bereit.

Beginnen könnte das maritime Schlemmern mit üppigen Gemischten Salaten mit Lachs, Thunfisch oder Schafskäse zwischen 15,90 DM und 10.90 DM. Aus der “kalten Küche” wird zudem u.a. ein Räucherteller – hausgeräuchertes Makrelenfilet, Bauernschinken, Salami, Räucherlachs, Butter und Brot für 16,90 DM geboten. Bei den Hauptgerichten reicht die Palette vom Deftigen Schwarzbiertopf (10,60 DM) über die “Schifferpfanne” aus Kammsteak und Grillwurst mit Lauchgemüse und grünen Bohnen (15,90 DM) bis zur “Kapitänspfanne”, die Rinderfilet, Schweinsmedaillon, Putenbrustfilet sowie Champignons und Saisongemüse zum Preis vom 22,00 DM bereithält. Gratins verschiedenster Zubereitung sind zwischen 11,90 DM und 14,90 DM zu ordern.

Als Spezialitäten des Hauses (ab zwei Personen) gelten der reichhaltige Störtebecker-Spieß und das Essen vom Sombrero, auf dem man am Tisch feine Filets nach individuellem Geschmack garen kann. Jeweils zum Preis von 88,00 DM “pro Zunge”. Das Trumpf-As im kulinarischen Kursbuch des “Marinehauses” ist aber natürlich der Fisch. “Etwa 60 bis 70 Prozent der gefragten Speisen machen Fischgerichte aus”, kann Stefan Pfannschmidt berichten. Das Angebot der mehr als ein Dutzend Gerichte von Getieren aus einheimischen Seen sowie Weltmeeren macht die Wahl zur Qual: Norwegischer Lachstopf, Matrosenauflauf, Gedünstete Variation von Zander-, Lachs- und Kabeljaufilet auf rosa Sahnesoße, Fischplatte nach Irischer Art, Katalanischer oder Mailänder Fischtopf oder oder…

Die Preisskala reicht von 6,50 DM bis 18,90 DM. Ein entsprechendes Interieur unterstreicht die seemännisch orientierte Speisekarte des “Marinehauses”. Ein große Teile des Gastraumes überspannendes Fischernetz nimmt den Gast sofort “gefangen”. Hölzerne Steuerruder, Positionslampen, Schiffsglocken und Gemälde von alten Schiffen auf wellenzerfurchten Ozeanen lassen die eigentümliche See-, Salz- und Teer-Romantik erwachen. Wem das noch nicht genügt, haben Stefan Pfannschmidt und sein Kompagnon Michael Hartwig (40), die seit rund zehn Jahren das Restaurant bewirtschaften, noch mehr zu bieten. So zwei- bis dreistündige Barkassenfahrten vom gegenüberliegenden Spreeufer aus, bei denen man die Berliner City mal von einer anderen Seite kennenlernen kann.

Die Preise pro Person (je Route und Menü) schwanken zwischen 69,00 DM und 79,00 DM. Ein besonderes Erlebnis verspricht eine Mondscheinfahrt mit der “hauseigenen” Hafenbarkasse “Libelle”, die schon als Kulisse zum legendären Streifen “Große Freiheit Nummer 7” des Hans Albers gedient hat.

Das Haus am Märkischen Ufer 48 selbst hat historisch relevante Traditionen vorzuweisen. Damals im Volksmund “Admiralität” genannt, war es um 1900 Sitz der alten Berliner Schiffahrtsbehörde. Schon zu dieser Zeit legten an der Jannowitzbrücke Vergnügungsdampfer zum Badeausflug nach Treptow und zum Müggelsee ab. Während der Novemberrevolution 1918/1919 beherbergte das Gebäude für einige Zeit den Stab der antimonarchistischen Volksmarinedivision, wie noch heute eine bronzene Gedenktafel ausweist. Ein ganz persönliches Stück Geschichte wollen die “Marinehaus”-Lotsen Pfannschmidt und Hartwig demnächst hinzufügen: Sie planen den Bau einer Uferterrasse mit 70 bis 80 Plätzen, um künftig noch mehr Gästen ihres Hauses den Hauch von Berliner Nähe und weiter Ferne vermitteln zu können.

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