Berlin. Auch die number one Amerikas läßt sich in Delft verführen, und dies in aller Öffentlichkeit. Ort des delikaten Vorgangs das Restaurant “Wappen von Delft”. Objekt der Begierde: eierpannenkoeken.
“Es war einfach großartig”, schwelgt Restaurantmanager Henri Jakobus in Erinnerungen an die Visite von Bill Clinton in seiner geschichtsträchtigen Restauration und zeigt stolz ein übergroßes Foto als Wahrheitsbeweis. Auch dem Präsidenten muß es gefallen haben, denn ein Dankschreiben des Weißen Hauses folgte prompt. Ebenso ein Scheck, gedeckt,normal.
Aber auch für den “normalen” Delft-Touristen ist die Einkehr in Henris Haus am Delfter Marktplatz ein absolutes Muß. Wer bei ihm nicht getafelt hat, war eigentlich nicht in Delft. So sagt man jedenfalls. Drei Etagen, im Inneren umrüstet von mittelalterlichem Gebälk, laden die pflastermüden Gäste nach dem Rundgang durch die City zum Ausruhen und Schlemmern ein.
Mijnheer Jakobus will sich am liebsten um jeden Gast persönlich kümmern:
“Was darf es denn sein, wir haben für jeden Geschmack etwas auf der Pfanne”, wirbt er für die kulinarischen Künste seiner Wappen-Mitarbeiter.
Was zunächst nur vollmundig zu tönen scheint, wird alsbald aus der Küche bestätigt. Dutzende von frischen Salaten, die der Gast auch nach eigenem Gusto komponieren kann, diverse Fisch- und Fleischgerichte, deren exotische Gewürze an die Blütezeit der Niederlande als überseeische Kolonialmacht erinnern, sowie eine reichhaltige Auswahl an poffertjes – kleine, luftig gebackene Omeletts, gefüllt mit allerlei Kräutern, Käse, Schinken und Zwiebeln. Das ganze pikant gewürzt. Zehn Sorten davon stehen im Angebot.
Serviert wird auf Tellern in den Traditionsfarben von Delft. Delfter Blau eben, wenngleich dabei jedoch etwas gemogelt wird. Das Geschirr, das auf den mit bunten teppichartigen Decken drapierten Holztischen gereicht wird, stammt natürlichnicht aus der noch heute produzierenden Königlichen Delfter Keramikfabrik “De Porceleyne Fles”, die im Jahre 1653 gegründet wurde.
Aber der Clou des Wappen-Restaurants zu Delft sind und bleiben wahrscheinlich die eierpannenkoeken. Doch aber was sind denn eigentlich eierpannenkoeken? In sage und schreibe 65 Sorten sind sie in Henri Jakobus` Restaurant zu ordern. Gefragt nach der Rezeptur, dreht er sich und meint:
“Na ja, man nehme ein spezielles Mehl aus England, Hefe, Milch, Eier, Sirup, fette Butter, Vanille und so manches mehr. Der unwichtige Rest ist Geheimnis unseres Hauses. Man muß sie einfach probieren, wiederkommen und neu probieren”.
Der rege Gäste-Zuspruch gibt dem Wirt recht. Täglich sind es bis zu 300 Besucher, die in das schmale, liebevoll restaurierte Restaurant am Delfter Markt einkehren. Zumal, da Preis und Leistung eine gute Verbindung eingegangen sind. Die Teller sind ungewöhnlich randvoll, die Preise maßvoll, der Gast voll satt. Also zahlt man zum Beispiel für ein poffertje, unabhängig von der Füllung, etwa 15 Gulden. Für die gerühmten pannenkoeken muß man um die 18 Gulden berappen, und für feinen Lachs auf Toast mit Zwiebeln und Salat sind 15 Gulden zu entrichten.
Ansonsten kann Henri Jakobus mit einem besonderen Standortvorteil wuchern. Sein Restaurant befindet sich im ältesten erhaltenen Gebäude von Delft -Baujahr 1400. Einer der nachmaligen Eigentümer war der Maler Jan Vermeer, genannt Jan van Delft. Und, so sinniert Jakobus, vielleicht sind wir sogar das älteste Restaurant Hollands. Eines der populärsten ist es allemal.