Die Vorstellung aktuellster wirtschaftlicher Daten aus Hotellerie und Gastronomie in Deutsch-land kommentierte DEHOGA-Präsident Ernst Fischer mit den Worten: “Viele Bereiche des Gastgewerbes stecken aufgrund der Konsumflaute in Deutschland in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Die Pläne der Bundesregierung verschärfen die Situation und sind eine
existenzielle Bedrohung für das Gastgewerbe. Leider sparen die Bürger, wenn
der Staat immer tiefer in die Taschen greift, zuerst in unserer Branche. In Folge der wirtschaftlich desolaten Lage in Deutschland sind auch die Unternehmen zu deutlichen Einsparungen bei Reise- und Bewirtungskosten gezwungen.” Stellvertretend für die 220.000 Unternehmen der Branche melden zwei Drittel der 2.754 befragten Hoteliers und Gastronomen rückläufige Erlöse für den vergange-nen Sommer. Zwischen April und September 2002 waren nur 17,6 % der Unternehmer in der Lage, Zuwächse bei den Umsätzen zu realisieren.
Noch dramatischer ist das Bild bei den Gewinnen: Lediglich jedem zehnten Betreiber gelang es, die Ertragslage spürbar zu verbessern. Die Verliererseite dominiert eindeutig mit 68,6 %. Der aktuelle Konjunkturbericht bestätigt somit Berechnungen des DEHOGA und Daten des Statistischen Bundesamtes, die für die ersten acht Monate im laufenden Jahr ein reales Minus von 6,5 % ausweisen. Die Hoffnungen auf eine Trendwende für das Winterhalbjahr 2002/2003 haben die meisten Hoteliers und Gastronomen völlig auf Eis gelegt. Nur 16,2 % der Unternehmer sagen steigende Umsätze voraus. Gleichbleibende Erlöse erwarten
29,6 %, denen mit 51,5 % bestürzend viele Befragte gegenüberstehen, die negative Umsatzentwicklungen befürchten.
Kaum noch Unterschiede offenbaren sich heute im direkten Vergleich zwischen den Branchensegmenten Hotellerie und Gastronomie. Obwohl die Bilanz der Gastwirte und Restaurants mit 69,5 % Umsatzverlierern im Sommer 2002 mittlerweile traurige Negativrekorde erreicht, bleibt die Hotellerie mit rückläufigen Erlösen inmehr als jedem zweiten Fall nicht mehr weit zurück. Und auch die einstigen Zugmaschinen des Hotelgewerbes, die Ketten- und Kooperationshotels, waren im Sommer nicht in der Lage, sich positiv von der Gesamtentwicklung abzusetzen. Umsatzrückgänge bei 60,8 % der Geschäftsreisehotellerie zeigen, dass nicht nur der private Verbraucher, sondern ebenso die Firmen in Deutschland, “Sparen” als oberste Devise ausgegeben haben. Die Einbußen haben im Gastgewerbe, einer Branche, die noch vor einem Jahr über 60.000 offene Stellen verfügte, 2002 dazu geführt, dass 20.000 Jobs weggefallen sind.
Die Gründe für die vielfach aussichtslose wirtschaftliche Lage seien dabei in den wenigsten Fällen hausgemacht. Vielmehr zeichne die schlechte allgemeine konjunkturelle Verfassung Deutschlands, die weiter steigende Abgabenlast und die Verunsicherung der Menschen für die Situation verantwortlich, so DEHOGA-Präsident Fischer. “Von der Bundesregierung haben wir uns nach der Wahl entscheidende Impulse für Wachstum, Beschäftigung und vor allen Dingen mehr Konsum erwartetet. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die beträchtlichen Mehrbelastungen für private Haushalte und Unternehmen würgen den stotternden Konjunkturmotor und den ohnehin schon schwachen privaten Verbrauch weiter ab”, beklagt Fischer. Statt nachhaltiger Entlastung der Menschen und Betriebe von Steuern und Abgaben, werden den Bürgern und Unternehmern zusätzliche Belastungen in einem noch nicht da gewesenen Umfang aufgebürdet.
Dabei seien die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf verschiedene landwirtschaftliche Produkte und die Verteuerung der privaten Nutzung von Firmenwagen um 50 % nur die Spitze des Eisberges. Auch die Anhebung der Steuersatzes für Erdgas um 60 % geht bei vielen Familien bis an die finanzielle Schmerzgrenze und heizt den Konsumverzicht weiter an. “Das Steuerfass zum Überlaufen bringt jedoch die unhaltbare Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung sowie die sprunghafte Anhebung desRentenversicherungsbeitrages auf 19,5 % des Bruttolohns. Damit bricht die Regierung ihr Versprechen, die Lohnzusatzkosten entscheidend zu senken. Vier Stufen der Ökosteuer sind offenbar ohne jede Wirkung in der Rentenkasse versickert und die fünfte Erhöhung, die abermals für weniger Konsum und mehr Kosten bei den Unternehmern sorgen wird, steht vor der Tür,” kritisiert Fischer.
Auf dem Arbeitsmarkt herrsche, so Fischer, weiterhin Chaos statt Effizienz. Bei allen positiven Ansätzen des Hartz-Konzeptes komme es doch entscheidend darauf an, denen optimale Bedingungen zu sichern, die in Deutschland wirklich für Arbeits- und Ausbildungsplätze sorgten. “Es muss endlich wieder Einstellungslust statt Unternehmerfrust herrschen. Dies gelingt nicht allein durch ,Reformen` bei der Vermittlung, sondern nur mit einer konsequenten Entrümpelung des verkrusteten Arbeitsrechtes in Deutschland. Doch hier scheint bei der Regierung gewerkschaftlich motivierte Fehlanzeige zu herrschen”, empört sich der DEHOGA-Präsident.
Somit wird in Deutschland leider statt Aufbruchstimmung weiterhin Stagnation und Stillstand herrschen. Alles, was die Unternehmer, Gäste und Verbraucher jetzt benötigen, sind aber Signale aus der Politik, die in die Zukunft weisen. Nur wenn die Rahmenbedingungen auf wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet sind, kann der Konjunkturmotor wieder anspringen und endlich Konsumfreude aufkommen. Hier sind auch die Hoteliers und Gastronomen aufgerufen, mit viel Kreativität und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin ihren Teil zur Förderung des “Wirtschafts”-lebens beizutragen.