Am Anfang standen die Schwermetalle

Die bereits längere Tradition der Carry-Over-Forschung auf dem Gebiet der Schwermetalle mag zum Teil darin begründet sein, daß aktue Intoxikationsfälle (Minamata Disease – Hg; Itai-Itai – Cd) vorlagen, daß konkrete Kontaminationsfälle in Deutschland (bleibürtige Böden, Überschwemmungsflächen, Immissions- beeinträchtige Flächen etc.) Entscheidungen hinsichtlich ihrer Bewirtschaftung erforderten, daß man zum Teil auf Kenntnisse zum Stoffwechselverhalten essentieller Spurenelemente zurückgreifen konnte und relativ rasch sensitive Methoden zur Bestimmung der Gesamtgehalte an einzelnen Elementen in verschiedenen Matrices entwickelt wurden. Bemühungen zur Speziesanalytik, die für eine differenziertere Bewertung des Übergangsverhaltens und des toxischen Potentials in Ökosystemen notwendig ist, sind erst in jüngster Zeit Gegenstand intensiver Forschung.
Im Zentrum der Carry – Over – Forschung zu den Schwermetallen stehen Fragen zu verschiedenen Expositionspfaden, den Übergangsraten zwischen verschiedenen Kompartimenten und deren Beeinflußbarkeit, dem Stoffwechselverhalten im tierischen und menschlichen Organismus sowie den vielfältigen Wirkungsbereichen.
Der Übergang von Schwermetallen in Lebensmittel tierischer Herkunft sowie seine Wirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere sind wesentliche Kriterien für die Beurteilung einer Schwermetallexposition landwirtschaftlicher Nutztiere und gegebenenfalls zur Festlegung von Höchstwerten im Futter. Grundlage hierfür sind aufwendige Dosis – Zeit – Wirkungs – Untersuchungen. Hierbei ergeben sich zwischen einzelnen Elementen bzw. betroffenen Tierarten markante Unterschiede. Bei einer Reihe von Elementen (z.B. Pb, Cd) steht das Erreichen einer kritischen Konzentrationen in bestimmten Targetorganen im Vordergrund, während eine Beeinträchtigung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit erst bei deutlich höherer Dosierung festzustellen ist. Bei anderen Element (z.B. Ni. V) wiederum ergeben sich umgekehrte Verhältnisse. Schon früh wurden in die Riskoabschätzungen tier- (z.B. Alter, Leistungsstadium) und fütterungsspezifische (Interaktionen mit anderen Nahrungsinhaltstoffen) Einflußfaktoren mit einbezogen.
Die Carry-Over-Forschung konzentriert sich keinesfalls auf die landwirtschaftliche Produktionskette (Boden-Pflanze-Tier-Mensch) im engeren Sinne sondern hat auch das komplizierte Nahrungsnetz im Umfeld zu berücksichtigen. Hier können sensible Glieder weitaus gravierender durch eine Schwermetallexposition betroffen sein, als das landwirtschaftliche Nutztier am Ende der Kette.
Die Carry-Over-Forschung für Schwermetalle hat sich auch frühzeitig dem Problem der Bioindikation sowie des Monitorings von Schwermetallen in verschiedenen Proben pflanzlicher und tierischer Herkunft befaßt, so daß bereits jetzt für eine Reihe von Elementen Zeitreihen zum Verlauf ihrer Konzentrationen in verschiedenen Proben vorliegen, an der sich die Wirksamkeit gesetzlicher Regelungen kontrollieren läßt bzw. die zur Endscheidungsfindung für zukünftige Regelungen herangezogen werden können.
Gerade die frühen Erfahrungen auf dem Gebiet der Schwermetalle haben gezeigt, wie wichtig es ist, Regelungen in einzelnen Rechtsbereiche (z.B. Immission, Bodenschutz, Düngung, Futtermittel, Lebensmittel) aufeinander abzustimmen.

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