Fleischproduktion auf Rekordniveau

Trotz nicht immer sachlichen Darstellungen und Schwierigkeiten im Export erzielten die deutsche Fleischwirtschaft und die Fleischwarenindustrie im Jahr 2014 einen Produktionszuwachs. Allerdings konnten nicht alle Unternehmen gleichsam davon profitieren. Denn das zunehmend dichter werdende Regelgeflecht von EU- und nationalen Vorschriften lässt insbesondere kleineren mittelständischen Unternehmen immer weniger Luft. Im Außenhandel mit Fleisch und Fleischwaren ist die Einfuhrsperre Russlands nach wie vor eine Last für deutsche und europäische Exporteure. Der entfallene Export in Drittländer konnte aber durch intensive Bearbeitung anderer Märkte, insbesondere in Asien, fast wieder ausgeglichen werden. Dabei stehen die Eigeninitiativen der Wirtschaft im Vordergrund. Die Verhandlungen der deutschen Behörden zur Eröffnung neuer Märkte gestalten sich dagegen eher schleppend.

 

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Fleisch- und Fleischwareneinkäufe privater Haushalte nahmen hierzulande in sehr geringem Maße weiter ab. Insgesamt wurden nach AMI-Angaben 1,5 % weniger Fleisch (inklusive Geflügel und Wurst) von Privathaushalten erworben als im Vorjahr. Grund dafür ist vor allem, dass weniger zu Hause gekocht und mehr außer Haus gegessen wird. Der Fleischverbrauch ist in Deutschland in den letzten drei Jahren fast konstant.

Die Zahl der Schlachtungen von Schweinen blieb 2014 auf dem hohen Niveau der Vorjahre und stieg leicht um 0,2 % auf 58,7 Mio. Stück. Die erzeugte Fleischmenge erhöhte sich um 0,3 % auf 5,5 Mio. t. Schweinefleisch blieb die wichtigste Fleischart mit einem Produktionsanteil von 67 %. Danach folgen Geflügelfleisch mit ca. 19 % und Rindfleisch mit ca. 14 %. Der Anteil der übrigen Fleischsorten (v. a. Schaf- und Ziegenfleisch) beträgt rund 0,3 %. Bei Rindfleisch gibt es nach jahrelangem Rückgang der Erzeugung wieder eine leichte Steigerung um 1,9 % bei den Schlachtungen (3,6 Mio.) und 1,7 % bei der Fleischerzeugung (1,1 Mio. t).

Mit einem statistischen Pro-Kopf-Verzehr von 38,2 kg liegt Schweinefleisch trotz eines Rückgangs von 0,3 kg deutlich an der Spitze der Verbrauchergunst. Auch die Preisrelationen zwischen den Fleischarten haben einen Einfluss, der weiterhin das Geflügelfleisch begünstigt. Hier blieb der Pro-Kopf-Verzehr mit 11,5 kg konstant. Der Verzehr von Rindfleisch sank leicht um 0,1 kg auf 8,9 kg. Auf den Verzehr von Schaf- und Ziegenfleisch entfielen 0,5 kg und andere Fleischarten (insbesondere Innereien, Wild, Kaninchen) sind mit 1,2 kg zu veranschlagen.

Auch europaweit hat sich die Fleischproduktion 2014 positiv entwickelt und soll nach Schätzung der Europäischen Kommission auch 2015 und 2016 weiter wachsen. Für 2015 wird für die EU eine Fleischerzeugung von 45,1 Mio. t Fleisch erwartet, 1,3 % mehr als 2014. Auch der Gesamtverbrauch ist 2014 um 2,8 % auf 42,2 Mio. t gestiegen, nachdem die Nachfrage im Vorjahr aufgrund der gestiegenen Verbraucherpreise einen Tiefpunkt erreicht hatte.

 

Fleischwarenindustrie mit leichtem Wachstum

Nach einem vor allem durch das zeitweise hohe Preisniveau begründeten Minus von 1,1 % im Jahr 2013 konnte die industrielle Produktion von Roh-, Brüh- und Kochwurst im zurückliegenden Jahr leicht um 0,7 % zulegen. Während die Herstellung von Rohwurst um 1,1 % auf 428.703 t (2013: 433.669 t) rückläufig war, legten Brühwürste um 1,3 % auf 863.990 t (2013: 853.054 t) zu. Die Produktion von Kochwurst stieg um 2,7 % von 171.947 t im Jahr 2013 auf 176.566 t in 2014. Insgesamt wurden 1.469.259 t Wurstwaren von der deutschen Fleischwarenindustrie hergestellt. Wesentliche Produktbereiche wie etwa die Herstellung von rohem oder gekochtem Schinken werden von der amtlichen Statistik nicht erfasst. Der Anteil der bei Discountern verkauften Wurstwaren beträgt in Deutschland rund 44 %. Der Umsatz der deutschen Fleischwarenindustrie stieg 2014 um 3,38 % auf 18,16 Mrd. €.

 

Export als Motor des Ertrags

Die weltweit steigende Nachfrage nach Fleisch bietet auch für die deutsche und europäische Fleischwirtschaft mit ihren guten und stabilen natürlichen Ressourcen sowie dem hohen Qualitätsniveau beste Chancen. Insbesondere ländliche Räume mit kleinteiliger Agrarstruktur profitieren von Erträgen aus der tierischen Veredelung. Der Wohlstand in ehemals strukturschwachen Regionen u. a. in Nordwestdeutschland ist nicht zuletzt auf die wirtschaftliche Dynamik und die ökonomischen Sekundärwirkungen des tierischen Veredelungssektors zurückzuführen. Mit gut 4,2 Mio. t exportierte die deutsche Fleischwirtschaft 2014 weiterhin auf sehr hohem Niveau und konnte erneut einen Zuwachs verzeichnen (+3,7 %). Die Exporterlöse gingen hingegen aufgrund der niedrigeren Rohstoffpreise um knapp 2 % auf ca. 9,6 Mrd. € zurück.

Von der Exportmenge entfielen 12,8 % auf Fleischwaren (Würste und Fleischzubereitungen). Die deutsche Fleischwarenindustrie konnte so ihren Anteil am Gesamtexport des Fleischsektors steigern (Vorjahr 12,3 %). Wichtigste Abnehmerländer für Fleisch und Fleischwaren aus Deutschland sind EU-Länder, in die je nach Tierart und Produktkategorie 80 bis 90 % der Ausfuhrmengen fließen.

Bei den Nebenprodukten der Schlachtung (u. a. Innereien, Speck und Fette) haben Drittländer mit rund 50 % einen deutlich höheren Anteil. Insgesamt wurden aus Deutschland 692.000 t an Nebenprodukten ausgeführt, 43.000 t mehr als 2013. Wichtigste Zielländer sind China (131.000 t), die Niederlande (116.000 t) und Hongkong (98.000 t).

Bei frischem und gefrorenem Schweinefleisch ist die Exportmenge nach vorläufigen Daten um etwa 0,6 % auf 1,742 Mio. t angestiegen. Der Anteil der EU-Mitgliedstaaten betrug 83 %.

Insgesamt hat sich die Struktur der Exportziele außerhalb der EU stark differenziert. Die deutschen Schweinefleischexporteure beliefern eine breitere Palette von Ländern, und die bisherige Dominanz einiger weniger Exportziele ist abgeschwächt. Wichtige Zielländer sind Südafrika (9.400 t), die Demokratische Republik Kongo (9.100 t), Malaysia (6.000 t), die Elfenbeinküste (4.600 t) und die Schweiz (4.400 t).

Die Ausfuhr von frischem und gefrorenem Rindfleisch ist um 2,5 % auf 325.000 t gestiegen. Hiervon waren sowohl die Lieferungen in EU-Länder als auch die Exporte in Drittländer betroffen. Etwa 86 % der Rindfleischexporte entfielen auf frisches Rindfleisch. Der mit Abstand größte Teil dieser Lieferungen (90 %) ging in EU-Mitgliedsstaaten. Wichtigste Zielländer sind hier die Niederlande, Frankreich und Italien. 2014 konnte die deutsche Fleischwarenindustrie ihre Exportquote gegenüber dem Vorjahr um 3,6 % von 13,8 % auf 14,3 % erhöhen. (VDF/BVDF) www.lme-online.de

 

Foto: Theimer

 

Quelle: (c) Dr. M. Stein

 

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