Hausaufgaben in Berlin machen

Bayerns Metzger und Bäcker reagieren auf eine Pressemitteilung der Bayern- SPD, in der diese eine Nachwuchs- und Fachkräfteoffensive zur Stärkung der bayerischen Ernährungshandwerke fordert und die regionale Nahversorgung gefährdet sieht.

„Wir freuen uns, wenn auch die Bayern-SPD erkannt hat, dass unsere Branchen an einem Arbeits-und Fachkräftemangel leiden und deswegen viele Betriebe in der Vergangenheit aufgeben mussten. Dass sie sich darüber aber so sehr verwundert zeigt, überrascht mich jedoch. Denn gerade durch die Politik der Berliner Ampelregierung in den letzten drei Jahren sind für unsere Betriebe enorme Zusatzbelastungen entstanden. Wir brauchen faire, ordentliche, wirtschaftliche Rahmenbedingungen. darauf haben wir auch die bayerischen SPD-Abgeordneten immer wieder hingewiesen“, so Konrad Ammon (li,), Landesinnungsmeister des bayerischen Metzgerhandwerks.

Bürokratische Belastungen

Sein Amtskollege Heinrich Traublinger jun. (re.), Landesinnungsmeister des bayerischen Bäckerhandwerks führt weiter aus: „Uns wäre mehr geholfen, wenn die Bayern-SPD ihre Genossen in Berlin ermuntert, dort die Hausaufgaben in der Bundespolitik zu machen. Da gab es zu viele Enttäuschungen. Beispielsweise müssen die Betriebe seit dem Frühjahr noch höhere Mehrbelastungen durch den unerwarteten Wegfall der eigentlich versprochenen Energiepreisbremsen oder des verminderten Mehrwertsteuersatzes für gastronomische Leistungen schultern.“ „Auch die bürokratischen Belastungen sind in den letzten drei Jahren nicht weniger geworden und die Diskussion um den Mindestlohn wird fernab von jeder Realität und ohne Nähe zur Wirtschaft geführt“, sind sich beide einig.

„Moderne Arbeitszeitmodelle“?

Die hauptamtlichen Spitzen der beiden Landesinnungsverbände zeigen sich vom Vorstoß der Bayern- SPD zur Ausbildungsoffensive ebenso überrascht. Lars Bubnick, Geschäftsführer des Fleischerverbandes Bayern sagt. „Mich wundert es, dass ausgerechnet die SPD jetzt den Verteidiger der kleinen Betriebe des Ernährungshandwerks gibt. Da will man Vollgas bei der Fachkräftegewinnung geben, während die Genossen in Berlin auf der anderen Seite weiter fleißig Sozialgeschenke, etwa durch das Bürgergeld, verteilen. Das passt nicht zusammen. Natürlich kann man es nicht lassen, die Integration „moderner Arbeitszeitmodelle“ in unseren Gewerken zu fordern. Genau mit dieser Forderung untermauert die SPD das altbackene Image, das sie in der Mitteilung selbst kritisiert. Unsere Betriebe leben nicht in der Steinzeit. Sie richten sich seit Jahren nach den Belangen unserer geschätzten Arbeitnehmer/innen. Viele haben u.a. die Öffnungszeiten der Verkaufsgeschäfte angepasst. Wenn die SPD mit „modern“ jedoch die allgemeine Implementierung einer 30-Stunden-Woche, der viel diskutierten Vier-Tage-Woche oder das Recht auf Home-office meint, dann gewinnen wir damit keinen wirtschaftlichen Blumentopf. Gerne hätten wir uns im Rahmen des SPD-Parteitags im Herbst dazu gemeinsam ausgetauscht. Im Gegensatz zu den vorherigen Parteitagen sind die Vertreter der Wirtschaft diesmal als Mitaussteller aber nicht gewünscht.“

Eigene Bildungszentren

Auch die Weiterbildung rückt die SPD in ihrer Mitteilung in den Fokus und fordert kostenfreie Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte. Dabei gibt es diese. Bayerns Landesverbände für Bäcker und Metzger betreiben beide eigene Bildungszentren, in denen etwa Meister/innen und Verkaufsleiter/innen weitergebildet werden. „Diese Weiterbildungskurse für Bäcker/innen und Metzger/innen führen aufgrund des BAföG und des angehobenen Meisterbonus bereits jetzt bei fast allen Kursteilnehmer/innen zu keiner finanziellen Belastung. D. h, die Kosten tragen Bund und Land“, erklärt Stephan Kopp, Geschäftsführer des bayerischen Bäckerverbandes.

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