Aus der britischen Hauptstadt berichtet Kathrin Singer.
Die größte britische Supermarktkette Tesco testet das Einkaufen über das Internet. Nicht nur für Einzelhandelskunden, sondern auch für Großabnehmer. Altersheime, Kindereinrichtungen und ständige Arbeitsgruppen sind unter den Kunden. Sie alle genießen es gleichermaßen, den sehr zeitaufwendigen, sich ständig wiederholenden Einkauf von Putzmitteln, Brot und Butter per Mouseklick erledigen zu können.
Am 4. November 1996 hat Tesco mit dem Internet Superstore-Test in London begonnen. In 12 verschiedenen Postcodegebieten gibt es inzwischen die Möglichkeit, Einkäufe per Telefon, Fax oder Internet zu bestellen. Ingesamt nutzen mittlerweile 25 000 Kunden regelmäßig – etwa alle 15 Tage – diesen Service. Der durchschnittliche Einkauf liegt bei umgerechnet 240 Mark. Mit diesem Resultat ist Tesco eindeutig die Nummer Eins im Homeshopping in Großbritannien. Eine Information zur Zahl der Internetkunden gibt es nicht.
Da sich die Supermarktkette noch in der Erprobungsphase befindet, werden – um bei den Kunden keine falschen Erwartungen zu schüren – die Informationen nur in den Tescogeschäften gegeben, die sich in den Gebieten befinden, die in den Versuch einbezogen sind. Das System ist sehr einfach. Über die Webseite von Tesco www.tesco.co.uk läßt sich der Kunde mit Name, Wohnort, Telefonnummer etc. im “Internet Superstore” registrieren. Das erfolgt derzeit aber nur dann, wenn der Kunde in den Postcodebereichen wohnt, die am Test teilnehmen. Einmal registriert, bekommt er eine Kundennummer, mit der er sich dann bei den nächsten virtuellen Einkäufen schnell einschalten kann. Nach der Registration erscheint auf dem Bildschirm eine Produktenliste: Obst, Backwaren, Fleisch, Zeitungen, Pharmaka etc. Unter jedem dieser Stichpunkte gibt es eine nochmals aufgegliederte Liste, von der aus der Kunde letztendlich zu dem detailliert spezifizierten Bestellformular mit Mengenangaben und Preisen gelangt. Beispiel: Fleisch – Huhn – 8 Hühnerkeulen, Gewicht 1,5 kg, Preis 3.30. In das letztgenannte Formular trägt er die gewünschte Anzahl ein. Die Bestellung kann jederzeit wieder geändert werden. Zu jedem Zeitpunkt kann abgefragt werden, wie teuer der Gesamteinkauf ist. Der Computer speichert auch die Einkaufsliste, so daß im Fall einer Wiederholung zwei Wochen später, die Auswahl nicht noch einmal getroffen werden muß. Tesco arbeitet ständig an der Verbesserung der Bildschirmmaske. So ist bei der Neufassung, die unlängst eingeführt wurde, bei der Einkaufsliste ein Erinnerungsmodus eingebaut. Hat das Altersheim beispielsweise bei den letzten Bestellungen immer 30kg Reis bestellt, dann es aber nicht wieder getan, wird der Kunde durch diesen Modus darauf aufmerksam gemacht. Graphische Verbesserungen wurden ebenfalls am Programm vorgenommen. So werden die zwölf verschiedenen Sorten Äpfel inzwischen nicht nur angegeben, sondern auch per Bild dargestellt.
Auch an anderen Innovationen wird ständig gearbeitet. Die Kunden, die im Tescosupermarkt in Sunbury (Vorort von London) bestellen, können inzwischen direkt über Internet ihren Einkauf mit Karte bezahlen. Auch das Orderpicking wurde in der Filiale in Sunbury, die im Oktober an das System angeschlossen wurde, ganz neu organisiert. Während bisher die Bestellungen auf Listen eingingen und von den Mitarbeitern eingesammelt wurden, befinden sich jetzt direkt an den speziell entwickelten Einkaufswagen Computer mit der Information der georderten Produkte und einem Lageplan des Geschäfts, so daß die Waren nicht entsprechend der Order sondern entsprechend der Reihenfolge im Geschäft aufgelistet sind, in dieser Ordnung eingesammelt und sofort gescannt werden. Das aufwendige Herumlaufen im Geschäft wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Durch das sofortige Scannen fällt das mehrmalige Ein-und Auspacken der Waren weg.
Neben der Online-Bestellmöglichkeit wird auch ein CD-ROM Paket “Tesco Home Shopper” mit den rund 25 000 Produkten angeboten. Das Paket bekommen die Kunden von Tesco kostenlos. Es ermöglicht ein ruhiges, kostengünstiges Aussuchen der Produkte, denn nur zum eigentlichen Bestellvorgang muß die Verbindung ins Internet bezahlt werden. Bei jedem Online-Kontakt wird das Paket mit den neusten Produktinformationen und Preisen geladen.
Tesco liefert von Montag bis Samstag von 8.30 Uhr bis 21.30 Uhr, sonntags von 10.30 bis 15.30 Uhr. Der Service kostet rund 15 Mark. Bis 28 Tagen im voraus können Bestellungen vorgenommen werden.
Tesco Direct arbeitet bereits, in der Testphase, profitabel. Dennoch geht man bei der Ausweitung des Systems sehr vorsichtig vor, überprüft genau jeden Schritt Das ist vor allem deshalb notwendig, weil sich die Technologien sehr schnell verändern.