Die Globalisierung bietet für die Agrar- und Ernährungswirtschaft nicht nur Chancen, es wachsen auch Risiken. Das Freihandelsabkommen mit den USA über die Einfuhr von desinfiziertem Geflügelfleisch oder die Einfuhr von Erdbeeren aus China, die mit dem Norovirus verseucht waren, seien hier stellvertretend für Herausforderungen genannt. Trotz existierender behördlicher und privatwirtschaftlicher Strukturen zur Überwachung können leicht echte oder vermeintliche Krisen entstehen.
Beim IRIS 4-Workshop („Instrumente für das Risikomanagement im Agrar- und Ernährungssektor“) diskutierten in Bonn Experten aus Privatwirtschaft, Wissenschaft sowie Vertreter von Landes- und Bundesbehörden, Möglichkeiten zur Schaffung von PPP-Krisenübungen.
Eingestimmt wurden die Teilnehmer durch zwei Impulsvorträge zum Thema Issue Monitoring, eins von Dr. Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und eins von Patrick Pongratz von der EITCO GmbH. Beim Issue Monitoring geht es darum, in der Öffentlichkeit aufkommende, organisationsrelevante Themen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren, konkret um die Früherkennung potentieller Risiken, die zu einer Krise führen könnten.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung waren mittels einer Online-Umfrage bei den Teilnehmern Aussagen in Bezug auf interne Hemmnisse, benötigte organisatorische Voraussetzungen sowie zum geschätzten internen Aufwand, sowie Ideen und Modelle für die Finanzierung erfragt worden. Diese Aussagen wurden im zweiten Teil der Veranstaltung in den Expertenrunden ausführlich diskutiert und weiter konkretisiert. Am Ende der Diskussion und des Workshops stand ein Grobplan zur Umsetzung von regelmäßigen Krisenübungen.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Kooperation zwischen Wirtschaft und Behörden unerlässlich sei, um eine schnelle Rückverfolgbarkeit von Lebens‐ und Futtermitteln im Krisenfall zu erzielen. Hierfür seien innovative technologische und organisatorische Lösungen unerlässlich. Voraussetzung für die Einführung und Nutzung neuer Technologien sind jedoch die Gestaltung des rechtlichen und gesellschaftspolitischen Rahmens sowie die Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Aspekte. Auch die Rolle der Verbände als Handlungsbevollmächtigte sollte im Hinblick auf Krisenübungen gestärkt werden. Die Bedeutung des BMBF-Programms “Forschung für die zivile Sicherheit” – Themenfeld: “Sicherung der Warenketten”, das indirekt auch diesen Workshop ermöglicht hatte, wurde von vielen hervorgehoben und die Hoffnung auf eine Fortsetzung geäußert.