Kugelschuss im Donau-Ries

Rund 40 Bio-Landwirte und Veterinäre aus der Tschechischen Republik informierten sich bei der Metzgerei Hagenberger in Wemding im Landkreis Donau-Ries zum Thema mobile Schlachtung und Kugelschuss auf der Weide. Der Besuch dieser Gruppe am 1. September 2025 kam über einen Kontakt und Vortrag vor zehn Jahren zustande. Damals referierten Dr. Andrea Fink-Kessler (Verband der Landwirte mit handwerklicher Fleischverarbeitung vlhf, Kassel) und Lea Trampenau (ISS Innovative Schlachtsysteme, Lüneburg) in Tschechien zu diesem Thema vor exakt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die nun in der Metzgerei in Wemding zu Gast waren. Mit dabei beim Termin hier war zudem die freie Referentin aus dem hessischen Landwirtschaftsministerium und „Expertin für Kugelschuss“, Dr. Veronika Ibrahim.

Mobile Schlachteinheit

Seit April 2022 nutzt Fleischermeister Felix Hagenberger (29) „Hagenbergers mobile Schlachteinheit“, einen bei ISS Innovative Schlachttechnik gekauften Anhänger, der zum Transport von der Weide in die Metzgerei dient. Gerne sagte er für diesen Termin zu, um den Gästen aus dem Nachbarland seine Philosophie am Beispiel des stressfreien Tötens eines Ochsen auf der Weide via Kugelschuss, dem sich anschließenden Transport mit dem Anhänger und dem Grobzerlegen im Schlachthaus der Metzgerei praxisnah zu demonstrieren. Von September bis Mai schlachtet die Metzgerei (Lohnschlachtung für Landwirte aus der Region) so zwischen vier und sechs Rinder (Färsen, Ochsen) pro Woche. Davon verwertet sie ein Stück Großvieh selbst. „Wir haben so eine bessere Fleischqualität und sparen viel Zeit. Dies ist die perfekte Schlachtung für extensiv gehaltene Rinder“, betont er. Allerdings waren bis zum Einsatz der Schlachteinheit und der Genehmigung des Kugelschusses zahlreiche behördliche Vorgaben zu erfüllen. Dies sei sehr zeitintensiv gewesen.

Begrüßung & Kugelschuss

Foto: M. Theimer

Um 15 Uhr begrüßte Felix Hagenberger die tschechischen Gäste und informierte sie über den Familienbetrieb. Ein Dolmetscher übersetzte. Danach gab es einen Snack mit Wurst- und Käseplatten der Metzgerei sowie Backwaren und die Gruppe fuhr mit dem Bus zum ca. 10-15 km Häberle Hof von Ralf Beck und Conny Reitsam, einem Bio-Hof in Harburg-Großsorheim. Sie halten Angus-Weiderinder und setzen seit zwei Jahren den Kugelschuss in Kooperation mit der Metzgerei Hagenberger ein. Nach der Zerlegung und Reifung erhalten sie das Bio-Fleisch zur Vermarktung zurück. Den Kugelschuss des 650-kg-Ochsen auf der Weide vollzog der Jäger Florian Eberle, der über eine Weiterbildung und behördliche Genehmigung diesbezüglich verfügt. Der Ochse war 2 ¼ Jahre alt. Ein Veterinär nahm die Lebendbeschau vor und begutachtete das tote und noch auf der Weide entblutete Tier im Anhänger. Nach weniger als einer halben Stunde war dieses wieder im Schlachtraum der Metzgerei.

Foto: M. Theimer

Zurück in der Metzgerei

Dort angekommen erfolgte die Grobzerlegung des Ochsen durch Felix Hagenberger: u.a. Zunge entfernen, Kopf und Füße abtrennen, Fell abziehen, Innereien entfernen, Zerlegen mit einer Säge in zwei Hälften und das Aufhängen des Schlachtkörpers. Das alles dauerte etwa eine Stunde. Danach begab sich die Gruppe zum Abendessen und Dr. Veronika Ibrahim referierte zum Tagesabschluss zu ihrem Schwerpunktthema, mit dem sie sich seit 2011 beschäftigt.

(Text und Bilder. Marco Theimer)

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