Ergebnisse aus dem Resistenzmonitoring am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zeigen, dass das in China nachgewiesene übertragbare Gen mcr-1, das eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum Colistin verursacht, auch in Darmbakterien deutscher Nutztiere weit verbreitet ist. Am häufigsten wird diese Colistin-Resistenz bei Escherichia coli von Mastgeflügel nachgewiesen. Übertragbare Resistenzgene können von harmlosen Darmbakterien (kommensalen Keimen) auf Krankheitserreger übertragen werden und die Therapie gegen diese erschweren. Bisher wurde davon ausgegangen, dass eine Resistenz gegenüber Colistin nicht zwischen Bakterien übertragen werden kann. Auch stieg der Anteil Colistin-resistenter Bakterien-Isolate von Nutztieren in den letzten Jahren in Deutschland nicht an. Inwieweit die nun nachgewiesene, seit Jahren vorhandene, übertragbare Antibiotikaresistenz bei der Behandlung von menschlichen Infektionskrankheiten eine Rolle spielt, muss nun von der Humanmedizin erforscht werden. Weitere molekularbiologische Untersuchungen zum genetischen Hintergrund und Übertragungspotenzial werden durchgeführt, um mögliche Risiken für die Verbraucher abzuschätzen.
In Deutschland wird das Polypeptid-Antibiotikum Colistin vor allem in der Nutztierhaltung zur Behandlung von Darmerkrankungen eingesetzt. In der Humanmedizin kommt es als Antibiotikum speziell bei Carbapenem-resistenten Enterobakterien zum Einsatz, wenn diese gegen andere, für den Menschen besser verträgliche, Antibiotika unempfindlich sind. Das BfR testete Bakterien-Isolate, die sich in Untersuchungen der letzten Jahre als resistent gegen Colistin erwiesen hatten, ob sie das übertragbare Gen mcr-1 tragen. Mit einer vom europäischen Referenzlabor in Kopenhagen bereitgestellten Methode wurden Isolate zurückliegend bis 2012 untersucht. Auf eine Resistenz gegen Colistin wird in Deutschland seit Jahren im Rahmen des Resistenzmonitorings untersucht. Es ist bekannt, dass eine solche insbesondere bei Isolaten des Darmkeims Escherichia coli sowie Salmonellen aus Geflügelbeständen anzutreffen ist. Das BfR untersucht weitere Proben aus den Jahren vor 2012.
Das Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases (DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(15)00424-7) beschrieb den Nachweis des übertragbaren Gens mcr-1 in China, das bei Darmbakterien eine Resistenz gegen das Antibiotikum Colistin vermittelt. Demnach wurden Bakterien mit diesem Gen in China beim Menschen, bei Tieren und in Lebensmitteln gefunden. Die Autoren führten das Vorkommen dieses Gens auf den häufigen Einsatz von Colistin in der chinesischen Tierhaltung zurück.
Dänische Behörden berichteten Anfang Dezember 2015 über den Nachweis des Gens in Proben von Geflügelfleisch aus Deutschland. Auch Untersuchungen in England und Holland verliefen positiv. Die bisherigen, nach Erscheinen der chinesischen Publikation gezielt durchgeführten Studien zum Vorkommen des neu beschriebenen Resistenzgens zeigen, dass das in China beschriebene Resistenzgen auch in Europa zumindest seit einigen Jahren verbreitet ist. Um sich beim Zubereiten von Speisen vor Krankheitskeimen im und auf dem Fleisch zu schützen, sollte eine sorgfältige Küchenhygiene sichergestellt werden, so dass die Keime nicht von rohem Fleisch auf andere Lebensmittel übertragen werden. Zudem sollte Fleisch vor dem Verzehr gründlich durcherhitzt werden, das heißt für mindestens zwei Minuten eine Temperatur von 70°C im Kern des Lebensmittels erreichen. Weitere Infos unter: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Bakterienspezies/Colistinresistenz_E_coli.html
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