Die deutsche Geflügelwirtschaft bringt sich in die Erforschung und Reduzierung von Antibiotikaresistenzen ein – in einem neuen Forschungsverbund, der die Erreger erforschen und zurückdrängen will. „Wir sehen uns hier in einer gemeinschaftlichen Verantwortung mit der Humanmedizin und wollen einen wertvollen Beitrag zur Lösung der Resistenzproblematik leisten“, sagt Leo Graf von Drechsel, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), mit Bezug auf die 2015 veröffentlichte Geflügel-Charta, die eine gemeinschaftliche Betrachtung von Human- und Veterinärmedizin fordert.
Als Hauptwirtschaftspartner unterstützt der ZDG den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten neuen Forschungsverbund EsRAM (Entwicklung stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für antibiotikaresistente Erreger beim Mastgeflügel). Ziel ist es, antibiotikaresistente Erreger entlang der gesamten Erzeugungskette für Geflügelfleisch zu erforschen und zurückzudrängen.
Kürzlich hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt Förderbescheide über 2,46 Mio. € für das auf drei Jahre angelegte Projekt übergeben. „Wir können die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen nur verhindern, wenn Human- und Veterinärmedizin eng zusammenarbeiten“, erklärte der Minister bei der Übergabe der Bescheide an Projektkoordinator Prof. Dr. Uwe Rösler von der Freien Universität Berlin und die Projektpartner, darunter diverse Forschungseinrichtungen, das Bundesinstitut für Risikobewertung Berlin, der ZDG und zwei Unternehmen im Bereich der Biologika-Forschung.
Im Fokus stehen Technologien zur Brutei-Desinfektion, zur Brutei-Hygiene sowie zur Keimreduktion von Mist und Spülwässern, die Optimierung von Haltungsparametern, Hygienemaßnahmen, Fütterungsschemata und Verfahren für die Schlachtung und Verarbeitung von Mastgeflügel. Zudem sollen wirksame Präbiotika, Probiotika und phytogene Zusatzstoffe mit dem Ziel, die Kolonisierung des Darms mit resistenten Erregern zu reduzieren und die Darmgesundheit von Masthähnchen zu fördern, identifiziert werden. Die Forscher entwickeln darüber hinaus ein datenbasiertes elektronisches Bewertungsinstrument zur synergistischen produktionsstufenübergreifenden Minderung antibiotikaresistenter Erreger beim Geflügel.
Foto: B&L-Archiv