Mit der Einführung eines molekulargenetischen Diagnoseverfahrens, das es gestattet, die möglichen MHS-Genotypen NN (reinerbig negativ), Nn (mischerbig) und nn (reinerbig positiv) exakt zu unterscheiden, erhielt die Züchtung ein wirkungsvolles Instrument zur Ausmerzung des problematischen Allels “n”. Damit können auch als Endmastherkünfte NN-Genotypen eingesetzt werden. Da dies aber – zumindest im statistischen Durchschnitt – auf Kosten des Muskelfteischanteils geht, werden in der Praxis häufig noch Nn- und vereinzelt sogar nn-Genotypen unter Hinnahme einer schlechteren Fleischqualität bevorzugt.
Während bei den PSE-relevanten Fleischqualitätskriterien die Abstufung zwischen den MHS -Genotypen vielfach belegt ist, sind bisher erzielte Ergebnisse zur sensorischen Qualität durchaus widersprüchlich. In einer belgischen Studie sollte nun insbesondere geklärt werden, wie weit Verbraucher in der Lage sind, Fleisch von Schweinen mit dem MHS-Status Nn bzw. NN zu unterscheiden (M.J. Van OECKEL, N. WARNANTS, C.V. BOUCQUE, P. DELPUTTE und J. DEPUYDT: The preference of consumer for pork from homozygous or heterozygous halothane negative animals).
Als Versuchstiere wurden insgesamt 50 Schlachtschweine (Kastraten und Sauen) der MHS-Genotypen Nn und NN herangezogen, die aus der Anpaarung von nn- bzw. NN-Pietrain-Ebern an NN-Hypor-Sauen stammten. In den Merkmalen der Schlachtkörperzusammensetzung unterschieden sich die beiden Versuchsgruppen nicht. Klare Differenzen zu Gunsten des NN-Genotyps lagen jedoch bei den im M. longissimus dorsi erfassten PSE-relevanten Kriterien pH1 (6,43 bzw. 6,33), L * (54,8 bzw. 59,8) und Tropfsaftverlust (3,7 bzw. 5,1 %) vor. Beim Kochverlust und den Scherkraftwerten der Kochproben waren dagegen die Nn- Tiere überlegen.
Für den Verbrauchertest wurde eine Stichprobe von 175 Besuchern einer Landwirtschaftsund Gartenbauausstellung ausgewählt. Die Versuchspersonen erhielten je eine standardisiert gegrillte Nn- und NN-Probe und wurden gebeten mit Hilfe einer Strichmarkierung auf einer durch die beiden Extreme “nicht schmackhaft” und “sehr schmackhaft” begrenzten Linie anzugeben, wo sie die verkosteten Stücke einstufen würden.
Die hierbei erzielten Ergebnisse erbrachten keine signifikanten Unterschiede zwischen den untersuchten Genotypen. Die Versuchsansteller folgern daraus, dass die vollständige Eliminierung des MHS-Gens aus einer Nn-Population keine wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Essqualität sei. Angesichts der relativ kleinen Grundlage an Versuchstieren, der Einengung der Beurteilung auf den Geschmack und der für die Prüfpersonen ungewöhnlichen Begleitumstände der Verkostung erscheint es jedoch fraglich, ob das Resultat dieser Untersuchung eine abschließende Bewertung zulässt.