Gütersloh/Münster (ots). Deutschlands Krankenhäuser verfügen zwar nahezu alle über einen Internetzugang, reizen die Möglichkeiten dieser neuen Technologie aber bei weitem nicht aus. Dies belegt eine Analyse des Centrums für Krankenhausmanagement (CKM) in Münster, das von der Bertelsmann Stiftung und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster getragen wird. Interviewt wurden Ärzte sowie Pflege- und Verwaltungspersonal aus verschiedenen deutschen Krankenhäusern.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Krankenhäuser das nutzen – so verfügen beispielsweise fast 80 Prozent der befragten Häuser über eine eigene Webseite. Weithin unbekannt dagegen ist, dass die neue Technologie vor allem für den Einkauf und die Logistik erhebliche Potenziale besitzt: Kosten können deutlich gesenkt, die Effizienz wesentlich gesteigert werden. Auch der Service für die Patienten könnte durch die Einbeziehung des Internet ausgebaut werden. “Mehr als zwei Drittel der befragten Krankenhäuser messen dem Internet zwar eine hohe strategische Bedeutung bei, haben aber keine Vorstellung, wie sie es aktiv einsetzen können”, sagt Prof. Wilfried von Eiff vom CKM.
Kein einziges der Häuser wickelt seinen Zahlungsverkehr über das Internet ab, und nur sechs Prozent bestellen Medikalprodukte elektronisch. Gerade hier gebe es aber große Einsparpotenziale, ist von Eiff überzeugt: “Z. B. fallen jährlich pro Uniklinik rund 30.000 Bestellvorgänge an, von denen einer zwischen 65 und 130 Mark kostet. Elektronische Bestellungen würden nur ein Zehntel davon kosten.”
Sparen könnten die Krankenhäuser auch durch elektronische Einkaufsverbünde zwischen mehreren Häusern, ergänzt der Experte für Krankenhausmanagement.
Das Internet könnte auch den Patienten und ihren Angehörigen vieles erleichtern. Denkbar sei eine elektronische Terminvergabe, bei der sich die Patienten selbst einen Krankenhaustermin besorgen können. Auch als Informationsquelle über Krankheiten sei das Internet ein optimales Medium. Diabetes-Patienten beispielsweise könnten anhand eines speziell ausgearbeiteten Fragebogens ihren aktuellen Gesundheitszustand überprüfen. Darüber hinaus seien Chat-rooms sinnvoll, die einen direkten Kontakt zwischen Patient und Arzt ermöglichen. Von Eiff: “Auf diese Weise ist eine Nachbetreuung möglich, die es bisher in den Krankenhäusern so gut wie gar nicht gibt.”
Auch für die Angehörigen von Patienten hält die neue Technologie zusätzliche Möglichkeiten bereit. Von Eiff schlägt den Aufbau elektronischer Informationsdienste in den Krankenhäusern vor, die von dazu autorisierten Angehörigen abgerufen werden können: “Dort kann dann in Erfahrung gebracht werden, ob die Operation des Partners oder Verwandten abgeschlossen ist, in welchem Zustand er sich befindet, auf welcher Station er liegt und wann er frühestens besucht werden kann.” Viele Telefonate blieben den Angehörigen so erspart, gleichzeitig könnte das Personal auf den Stationen entlastet werden.