Freiburg. Wissenschaftler der Universität Hohenheim schlagen Alarm, sie haben ein Jahr lang am Klinikum der Universität Freiburg regelmäßig Proben der Mahlzeiten gezogen und im Labor auf ihren Nährstoffgehalt untersucht. Ihr Fazit: Das Essen im Krankenhaus ist nicht nur kulinarisch in vielen Fällen dürftig; es ist auch ungesund. Mehrere Studien belegen, dass Krankenhauskost die Patienten nicht ausreichend mit den notwendigen Nährstoffen versorgt.
Die täglichen Energierationen überschreiten den für die Ernährung im Krankenhaus geltenden Richtwert von 1800 Kilokalorien um bis zu 25 Prozent. Statt der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen täglichen 60 Gramm Fett bekamen die Patienten 84 Gramm; bei Eiweiß waren es 90 Gramm statt 68. Dafür gab es viel zu wenig Obst und Gemüse. Bei den Mineralstoffen Magnesium, Caicium, Zink und Eisen lag die tägliche Ration im Durchschnitt ein Viertel unter den Richtwerten. Bei den Vitaminen, die nicht untersucht wurden, vermuten Experten eine ähnliche Mangelsituation.
Die Freiburger Klinik ist kein Einzelfall. Dies zeigt eine Studie des Göttinger Emährungsmediziners Peter Schauder und der niedersächsischen Ärztekammer. In nahezu allen der 45 untersuchten Krankenhäuser war das Essen zu fett, zu eiweißreich und hatte zu wenig Kohlenhydrate und Ballaststoffe.
Die durchschnittliche Nährstoff-Zusammensetzung wich deutlich von den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ab. Gravierende Folgen hat dies für Menschen über 75 Jahre, die nach einer Studie des Heidelberger Mediziners Günter Schliert mehrheitlich schon unterernährt sind, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Die Mangelernährung wird meist nicht erkannt und deshalb auch nicht durch eine gezielte Zusatzernährung behandelt. Entsprechend unbefriedigend verläuft oft die gesamte Heilung.