Fehlende Informationen, unverständliche Angaben, zu kleine Schrift: Die Kennzeichnung von Lebensmitteln lässt Kunden oft ratlos zurück. Dazu kommt eine repräsentative Befragung von TNS Emnid im Auftrag von foodwatch. Sie ist Teil des heute in Berlin vorgestellten „foodwatch-Verbraucherreports 2014“, der unter dem Titel „Was der Kunde nicht weiß…” über die derzeitigen Kennzeichnungsvorgaben und -lücken informiert. TNS Emnid hat am 29. und 30. August 1.005 Bundesbürger bevölkerungsrepräsentativ befragt. 68 % der Befragten gaben an, sich „manchmal” oder „häufig” Sorgen darüber zu machen, „dass wichtige Angaben zu den Inhaltsstoffen nicht oder nur versteckt auf der Packung stehen”. Die Sorge, „dass ein Lebensmittel nicht so gesund ist, wie es die Verpackung verspricht”, haben ebenfalls 2/3 (67 %) zumindest „manchmal”; “dass in einem Produkt nicht drin ist, was drauf steht” 61 % der Befragten. 74 % halten es für schwierig, die Qualität von Lebensmitteln anhand der Angaben auf der Verpackung richtig zu beurteilen. 69 % wünschen sich „mehr Informationen” über die Produkte direkt auf den Etiketten. Rund 9 von 10 Bürgern halten etwa eine Angabe zur Herkunft der wichtigsten Zutaten für wichtig – eine solche Kennzeichnung fehlt bislang auf den meisten Lebensmitteln, da sie nicht verpflichtend vorgeschrieben ist. Wenn ein Lebensmittel etwa als „regional” beworben wird, zugleich aber die Herkunft der Zutaten nicht deklariert werden muss, fehlt den Kunden die Möglichkeit zur Überprüfung der Werbeversprechen.
Die Umfrageergebnisse stellen auch der Politik kein gutes Zeugnis aus. So hatte die EU-Kommission für Pflichtangaben auf Lebensmittel-Etiketten ursprünglich eine Mindestschriftgröße von 3 mm vorgeschlagen. Mit Zustimmung der Bundesregierung wurden jedoch 1,2 mm festgesetzt, für kleine Verpackungen sogar nur 0,9 mm (bezogen auf das kleine „x”). Die Vorgabe greift zwar erst im Dezember 2014, in der Regel werden diese Maße aber auch heute von den Herstellern nicht unterschritten. Für die meisten Kunden ist das eindeutig zu klein: 2/3 der Bürger geben an, sich schon über eine zu kleine Schrift auf Verpackungen geärgert zu haben. In der Altersgruppe der Über-60-Jährigen sind es 87 %, aber auch bei den 14-29-Jährigen bereits 31 %.
Weitere Ergebnisse (Auswahl):
– Wunsch nach mehr Information: Angaben über alle verwendeten Zutaten finden 89 % der Befragten “eher wichtig” oder “sehr wichtig”. Auch Informationen zur Herkunft (88 %), Hinweise auf in der Herstellung eingesetzte Tierbestandteile (78) und Agrargentechnik in der Produktion (76) werden als wichtig angesehen – eine grundsätzliche Kennzeichnungspflicht besteht für diese Punkte nicht.
– Zusatzstoffe: 6 von 10 Befragten (62 %) sprechen sich dafür aus, auf Zusatzstoffe vorsorglich zu verzichten, wenn diese gesundheitlich umstritten sind – selbst wenn bislang kein eindeutiger Beweis für ein gesundheitliches Risiko erbracht ist.
– Nährwertangaben: Mit 58 % hält zwar eine Mehrheit der Befragten die Prozentangaben, mit denen Hersteller oft den Nährwertgehalt ihrer Produkte angeben, für verständlich. Doch auch nach jahrelanger Gewöhnung finden 4 von 10 Verbrauchern dieses Kennzeichnungsmodell unverständlich.
– Geschmacksverstärker: 82 % der Bürger halten es für „irreführend”, wenn auf Etiketten der Hinweis „ohne Zusatzstoff Geschmacksverstärker“ prangt, das Produkt aber die geschmacksverstärkende Zutat Hefeextrakt enthält.
www.foodwatch.de