In Form einer Einphasenfütterung wurden 60 Schweine, gleichmäßig aufgeteilt in drei Fütterungsvarianten mit jeweils zwei Geschlechtergruppen (Börge, Sauen) und zwei genetischen Herkünften, von 30 kg bis 110 kg Lebendmasse (LM) gemästet. Fütterungsvariante AL (Kontrollgruppe) erreichte das Mastendgewicht in 164 Tagen mit einer ad libitum verabreichten, üblichen Ration (13,6 MJ ME, 183 g XP, 9,5 g Lysin pro kg Futter). Die beiden Versuchsrationen wurden so gestaltet, dass das Mastendgewicht von 110 kg LM mit 196 Tagen erreicht war: Fütterungsvariante R1 als rationierte Fütterung auf der Basis einer rund 75%igen Futterzuteilung der ad libitum-Gruppe und Fütterungsvariante R2 als energie- und proteinreduzierte Fütterung (13,0 MJ ME, 131 g XP, 5,0 g Lysin pro kg Futter). Die genetischen Herkünfte wurden in die Gruppen SL (Hybrideber x (Large White x Landrasse)) sowie D (Ouroc-Eber x (Large White x Landrasse )) unterteilt. Eber und Sauen waren im MHS-Genstatus homozygot negativ, die Hybrideber nicht Genträger des Hampshire-Effektes.
Die beiden Versuchsrationen waren so optimiert, dass die Schweine der R1- und R2-Gruppe gleiche tägliche Zunahmen und die der AL- und R2-Gruppe ähnliche Schlachtkörpermerkmale aufweisen sollten. Dieses Ziel wurde bei beiden Genotypen erreicht. Die rationierte Fütterung (R1) erhöhte den Magerfleischanteil und erniedrigte den IMF gegenüber den Gruppen AL und R2. Die energie- und proteinreduzierte Fütterung R2 führte gegenüber der AL-Gruppe zu gleichen Schlachtkörpercharakteristika, aber erhöhtem IMF. Letzterer war im M. l. d. mit 2,06% höher als im M. b. f. mit 1,87 %. Aus dem erhöhten IMF im Kotelett resultierte keine bessere sensorische Bewertung. Es wird der “Schwellenwert” von rund 2,5 % IMF im M. l. d. bestätigt, ab welchem offensichtlich erst mit einer Verbesserung der sensorischen Beurteilung zu rechnen ist. Wie zu erwarten, waren beim Duroc-Genotyp die fettassoziierten Befunde stärker und die magerfleischassoziierten geringer ausgeprägt als beim Hybrid – Genotyp; Kastraten und Sauen verhielten sich gleichsinnig. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die deutliche Erhöhung des Schlachtalters zur Ausnutzung der zeitabhängigen IMF-Synthese bei gleichem Mastendgewicht -gleichzusetzen mit einer Absenkung der Fütterungsintensität und einer geringen Verfettungsneigung des Schlachtkörpers – bei den getesteten Genotypen zu keiner Verbesserung der Essqualität von Schweinefleisch führt und somit andere Züchtungsstrategien entwickelt werden müssen.
Der Versuch zeigt deutlich die Sackgasse auf, in der sich derzeit die auf die Erzeugung von schnellwüchsigen und magerfleischreichen Schweinen ausgerichtete Tierproduktion bewegt. Intensive Mastverfahren, die den IMF hinsichtlich einer verbesserten Sensorik steigern könnten, führen zu stärker verfetteten Schlachtkörpern. Sie sind ökonomisch ebenso kontraproduktiv wie deutlich verlängerte Mastzeiten, die darüber hinaus zu keiner Verbesserung der Essqualität führen. Gerade im Hinblick auf nachhaltige Produktionssysteme mit geringeren Intensitäten muss die Tierzucht Genotypen züchten, die eine entsprechende Fettsynthese und -verteilung zulassen. Aber vor allem müssen Handel und Verbraucher etwas fettere Schweine akzeptieren.