Nur alle drei Jahre werden die acht besten Gesellen und Gesellinnen von der Metzger-Innung München feierlich bei einer Zeremonie auf dem Marienplatz freigesprochen. Seit 1995 ist diese Tradition wieder fester Bestandteil der Münchner Kultur.
Während es beim Festzug vom Viktualienmarkt über das „Tal“ zur Kirche St. Peter („Alter Peter“) noch trocken war, regnete es nach dem Gottesdienst schon etwas. Und bereits bevor das Glockenspiel erklang und die Zeremonie um 12:15 Uhr startete, öffnete der Himmel seine Schleusen und es goss in Strömen – 2019 und 2022 war es auch schon so. Trotzdem ließen sich viele Münchner, Freunde, Familien, Metzgerkollegen und Touristen diesen „nassen Spaß“ nicht entgehen. Dabei wurden auch die um den Brunnen Stehenden trotz Regenschirmen nass.
Nasser als nass

Gut beschirmt sprachen Münchens Obermeister Andreas Gaßner, Oberbürgermeister Dieter Reiter, der Altgeselle und Lehrlingswart Hubert Gerstacker und der Junggeselle Juri Krafft ihre Grußworte. Danach rief das echte Münchner Kindl – Franziska Inselkammer, die dieses Ehrenamt seit fast drei Jahren innehat – den Anwesenden zu: „Gebet meinen Münchnern, seid’s so nett, stets nur beste Qualität – dann kann ich immer sorgenfrei, stolz auf meine Metzger sei“.

Den Sprung ins kühle Nass des Fischbrunnens absolvierten – da einer der Jungmetzger leider nicht dabei sein konnte – drei Metzger, zwei Fleischerei-Fachverkäuferinnen und zwei Fleischerei-Fachverkäufer: Johannes Brautsch, Lukas Bär, Maximilian Huber, Durmishkhan Meskhoradze, Sufal Chaudhary. Elisabeth Achner und Romy Schretter. Allen bereitete die Aufmerksamkeit für ihren Beruf und das traditionelle Ritual Spaß. Gekleidet sind die Gesellen und Gesellinnen traditionell in Weiß und mit Kälberschwänzen, die heute allerdings aus Synthetik bestehen. Nach dem Sprung entledigten sie sich ihrer durchnässten Kluft in einem unweit stehenden umfunktionierten Kühllaster und zogen sich etwas Trockenes an.
Nach dem Sprung
Gegen 13 Uhr ging es für den Festzug durch die Fußgängerzone. Zahlreiche Fahnenabordnungen befreundeter Vereine sowie die Klänge des Truderinger Musikvereins sorgten für ein imposantes Bild. Der Regen ließ langsam nach. Viele Touristen zückten dabei ihre Smartphones. Das Ziel des Zuges war der Augustiner-Keller in der Arnulfstraße. Im großen Saal wurden dort dann mehrere Dutzend Fleischer/-innen und Fleischerei-Fachverkäufer/innen der Metzger-Innung München und der Handwerkskammer München-Oberbayern freigesprochen und erhielten Zeugnisse und Belobigungen.
Hintergrund:
Der Metzgersprung und seine Geschichte: Trotz Ende einer grausamen Pestepidemie, die im 16. Jahrhundert wütete, wagte sich kaum ein Bewohner Münchens aus dem Haus. Dies sollte sich ändern! Gemeinsam mit den Schäfflern (Fassbindern) brachten die Metzger das Leben wieder in die Stadt. Sie zogen mit Musik und Tanz durch die leeren Straßen und brachten die Menschen zum Lachen und Staunen! Die Schäffler tanzten mit ihren grünen Reigen um den Fischbrunnen am Marienplatz. Und die Metzger-Gesellen sprangen nach ihrer Freisprechung übermütig in das Wasser; so entstand der „Metzgersprung“. Einerseits sollten die Gesellen durch dieses „Bad“ im Fischbrunnen von ihren „Lehrlingssünden“ reingewaschen werden, andererseits wurde den Einwohnern Münchens gezeigt, dass Wasser und Luft wieder frisch und sauber waren.
Text und Fotos: Marco Theimer