I. Schlachtschweinemarkt
Zahl der Schweine insgesamt gestiegen, regionale Ergebnisse streuen jedoch breit
Der Schweinebestand in Deutschland lag nach den vorläufigen Ergebnissen aus der Erhebung über die Viehbestände zum 3. Mai 2003 bei 26,6 Mill. Tieren. Gegenüber dem Bestand von Mai 2002 ergab sich eine Zunahme um 1,7 % bzw. 454 000 Tiere. Während die Bestände der Jungschweine bis 50 kg Lebendgewicht (- 2,1 %), der trächtigen (- 0,3 %) und der nicht trächtigen Jungsauen (- 0,6 %) leicht rückläufig waren, stieg die Zahl der Schweine in allen anderen Kategorien seit Mai 2002 an.
In den nördlichen Ländern aber auch in Sachsen und Bayern ist eine deutliche Zunahme der Bestände seit Mai 2002 feststellbar. Vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist weiterhin eine eindeutige Zunahme der Mastschweinebestände zu beobachten (+ 6,9 bzw. + 9,2 %). Stark zurück gingen die Schweinebestände tendenziell in den Ländern mit einer niedrigen Schweinedichte wie z.B. im Saarland (- 7,2 %), Rheinland-Pfalz (- 6,1 %) und Thüringen (- 4,2 %). Die Zunahme in den traditionellen Veredlungsregionen und die gleichzeitige Abnahme in oben genannten Ländern deutet darauf hin, dass sich der Konzentrationsprozess in der Schweineerzeugung weiter fortgesetzt hat. Die Zunahme in den Veredlungsregionen bei gleichzeitig deutlich rückläufigen Preisen ist eventuell eine Folge von Investitionen in neue Ställe, die erst mit zeitlicher Verzögerung im vergangenen Jahr belegt wurden.
Die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung blieb mit schätzungsweise rund 109 000 gegenüber Mai 2002 weitgehend unverändert.
Leichte Produktionszunahme im Wirtschaftsjahr 2002/2003
Die Bruttoeigenerzeugung [1] war im Wirtschaftsjahr 2002/2003 mit rund 40,87 Mill. Schweinen, 1,2 % höher als im Vorjahr. Der stärkste Zuwachs wurde im 3. Quartal 2002 beobachtet, während sich die Werte für die ersten beiden Quartale 2003 annähernd auf dem Niveau des Vorjahres befinden.
Bei wenig veränderten Schlachtgewichten lag die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch im Kalenderjahr 2002 mit etwa 4,0 Mill. t Schlachtgewicht (+ 2,6 %) deutlich über Vorjahresniveau. Die Einfuhr lebender Tiere sank im Vergleich zum Vorjahr, während die Einfuhr von Fleisch im gleichen Zeitraum anstieg. Die Ausfuhren von lebenden Tieren nahm noch stärker zu als die von Fleisch, so dass sich daraus ein um 0,6 % geringerer Verbrauch von 4,42 Mill. t ergab. Der Pro-Kopf-Verbrauch sank auf 53,6 kg; dies entspricht einem Pro-Kopf-Verzehr [2] von rund 38,7 kg. Der Selbstversorgungsgrad lag mit knapp 91 % höher als in den Jahren zuvor.
Erzeugerpreise weiter auf Talfahrt, Verbraucherpreise ebenfalls leicht rückläufig
Die Erzeugerpreise für Schlachtschweine sanken im Wirtschaftjahr 2002/2003 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 13 % (zu 2001/2002: 24 %) auf durchschnittlich 1,23 /kg Schlachtgewicht der Klassen E-P. Im Herbst 2002 bewirkte ein zunehmendes Angebot bei vergleichsweise ruhiger Nachfrage deutliche Preisabschwächungen. In den ersten beiden Quartalen 2003 stabilisierten sich die Schweinepreise mit rund 1,19 /kg auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Preise stiegen zwar im Juni und Juli saisonbedingt etwas an, lagen aber immer noch deutlich unter Vorjahresniveau. Insgesamt steht in der EU ein reichliches Angebot zur Verfügung. Ungeachtet des niedrigen EU-Preisniveaus behindern die Konkurrenz- und die Währungssituation sowie die Importrestriktionen Russlands und Japans die Drittlandexporte.
Die Verbraucherpreise für Frischfleisch sind um rund 3 % gesunken.
Auch die Ferkelpreise lagen durchweg unter Vorjahresniveau (- 20 %). Nachdem sich die Preise im ersten Quartal diesen Jahres wieder auf rund 47 pro Ferkel erholt hatten, fielen sie im zweiten Quartal wieder deutlich auf 41 ab.
Voraussichtlich kaum ansteigende Produktion
Im Wirtschaftsjahr 2003/2004 wird die Bruttoeigenerzeugung vermutlich nur leicht auf gut 41 Mill. Schweine zunehmen. Während in den letzten beiden Quartalen 2003 aufgrund der bisherigen Bestandsentwicklung eher weniger Schlachttiere anfallen als im Vorjahreszeitraum, werden im ersten und zweiten Quartal 2004 die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ansteigen.
Der Gesamtverbrauch in Deutschland wird im Kalenderjahr 2003 etwa 4,47 Mill. t betragen. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird auf 54,1 kg ansteigen und der Verzehr auf ca. 39 kg. Der Selbstversorgungsgrad wird bei knapp 90 % liegen.
EU-Erzeugung nahezu stagnierend
In der EU lag die Bruttoeigenerzeugung 2002 mit rund 17,8 Mill. t Schweinefleisch leicht über Vorjahresniveau. Für 2003 wird nur ein leichter Rückgang angenommen. Produktionszunahmen werden insbesondere in Dänemark, Spanien und Italien erwartet, während in anderen Mitgliedstaaten Rückgänge der Produktion erwartet werden. Der Gesamtverbrauch wird EU-weit für 2003 auf 16,6 Mill. t geschätzt und liegt damit leicht über dem Wert für 2002. Der Pro-Kopf-Verbrauch (43,9 kg) hat sich gegenüber 2002 nicht verändert. Der Selbstversorgungsgrad verringert sich voraussichtlich auf knapp 107 %.
Erzeugerpreise 2003 voraussichtlich behauptet
Der leichte Produktionsrückgang wird voraussichtlich nicht für eine deutliche Preissteigerung ausreichen. Möglicherweise könnte jedoch im zweiten Halbjahr eine leichte Erholung eintreten. Die Ferkelpreise könnten sich in der 2. Hälfte 2003 auf niedrigem Niveau stabilisieren.
II. Schlachtrindermarkt
Langfristig rückläufiger Trend bei Rinderbeständen hält an, weiterhin deutliche Abnahme bei Mutterkühen, weiblichem Jungvieh und Kälbern
Die letzte Erhebung über die Viehbestände im Mai 2003 bestätigte den Rückgang der Rinderbestände über alle Kategorien hinweg. In Deutschland wurden 13,6 Mill. Rinder gezählt; 2,7 % weniger als im Vorjahr. Der Milchkuhbestand verringerte sich um 1,4 % auf nunmehr rund 4,4 Mill. Tiere. Besonders deutlich war der Rückgang bei Mutterkühen (- 4,4 %), aber auch bei Kälbern und weiblichem Jungvieh bis 12 Monate mit jeweils – 3,8 %. Auch der Bullenbestand lag mit 1,4 Mill. deutlich unter dem Vorjahreswert (- 3 %).
Die Rinderbestände nahmen in allen Ländern zwischen 0,4 und 5,3 % ab. Besonders deutlich war der Rückgang in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Während in den produktionsstarken Ländern Bayern und Baden-Württemberg die Milchkuhbestände im letzten Jahr erheblich zurückgingen (- 3,7 % bzw. – 4,4 %), wurden vor allem in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen zunehmende Milchkuhbestände (+ 2,1 bis 1,1 %) registriert. Eine fast umgekehrte Tendenz zeigt die Entwicklung bei den Mutterkühen. Hier kam es in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg- Vorpommern zu teilweise erheblichen Einschränkungen, bei gleichzeitig wachsenden Beständen in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Diese Entwicklung könnte auf eine Produktionsumstellung von Milchkuh- zur Mutterkuhhaltung bei kleinen Betrieben zurückzuführen sein.
Auch die Entwicklung der Bullenbestände ist sehr uneinheitlich. Hier zeigt sich in fast allen südlichen Ländern ein deutlicher Rückgang, bei wieder merkbar steigenden Beständen in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.
Nach den vorläufigen Ergebnissen ging die Zahl der rinderhaltenden Betriebe um 4,9 % auf rund 198 000 zurück, während die durchschnittlichen Bestandsgrößen gleichzeitig um 2,3 % zunahmen. Auch die Zahl der Milchviehbetriebe verringerte sich um 3,9 % auf schätzungsweise ca. 121 000.
Deutlicher Rückgang bei der Erzeugung von Großrindern, aber höherer Kälberanfall
Die Bruttoeigenerzeugung von Großrindern wies mit nunmehr 3,87 Mill. Tieren im Wirtschaftsjahr 2002/2003 gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine deutliche Abnahme (- 8,3 %) auf, wobei diese Entwicklung im 1. Halbjahr 2003 besonders stark ausgeprägt war. Besonders einschneidend war der Rückgang bei Färsen (-12 %) und Schlachtkühen (-9,1 %), aber auch die Entwicklung bei Bullen war mit 6,5 % eindeutig. Die Zunahme der Schlachtkälberproduktion setzte sich 2002/2003 mit + 7,6 % fort. Insgesamt wurden 2002/2003 über alle Kategorien hinweg 4,63 Mill. Tiere erzeugt; 6 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
Die Erzeugung von Rind- und Kalbfleisch erreichte im Kalenderjahr 2002 1,38 Mill. t und liegt damit bei weiter sinkenden Schlachtgewichten 1,4 % unter Vorjahresniveau. Der Gesamtverbrauch von Rindfleisch stieg im Vergleich zum Krisenjahr 2001 um 24 % auf 1,01 Mill. t an; dabei stand einer rückläufigen Ausfuhrmenge (-15 %) ein gestiegener Import (+ 36 %) von Rindfleisch gegenüber. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg 2002 um 24 % auf 12,3 kg; der Verzehr auf 8,4 kg/Kopf an. Der Selbstversorgungsgrad sank zwar im Vergleich zu dem durch die BSE-Krise stark beeinflussten Jahr 2001, lag aber mit rund 136 % immer noch recht hoch.
Wieder sinkende Preise bei Jungbullen nach zunächst freundlicher Preisentwicklung, Färsen und Kühe konnten sich behaupten
Bei Jungbullen hat sich die BSE-bedingte Situation von 2001 im Wirtschaftsjahr 2002/2003 zunächst deutlich entspannt. Die Erzeugerpreise für Jungbullen (Klasse R3) lagen rund 12 % über Vorjahresniveau. Bis Ende des ersten Quartals 2003 stiegen die Preise kontinuierlich an, sanken jedoch danach bei stockendem Absatz wieder drastisch. Im Gegensatz dazu konnten sich die Preise für Kühe und Färsen bei einem Nachfrageüberhang gut behaupten und lagen mit 15 % für Färsen (Klasse R3) bzw. mit 14 % für Kühe (Klasse R3) klar über den Vorjahreswerten. Für Rinder im Durchschnitt aller Kategorien und Klassen wurden 2002/2003 rund 2,09 /kg Schlachtgewicht erlöst, rund 12 % mehr als im Wirtschaftsjahr zuvor. Die Schlachtkälberpreise erholten sich von dem sehr niedrigen Vorjahresniveau auf durchschnittlich 4,30 um ca. 16 %.
Die Verbraucherpreise für Rindfleisch lagen hingegen 2002 insgesamt etwas niedriger als im Vorjahr; erst gegen Ende des Jahres war ein leichter saisonaler Anstieg zu beobachten.
Rindfleischerzeugung in Deutschland 2003/2004 abnehmend.
Aufgrund der rückläufigen Bestandsentwicklung wird die Bruttoeigenerzeugung von Großrindern in 2003/2004 weiterhin sinken. Die Abnahme dürfte über alle Kategorien hinweg ungefähr gleich stark zwischen 6,7 und 7,6 % (insgesamt 7,2 %) liegen; die Produktion wird auf rund 3,59 Mill. Tiere geschätzt. Auch bei Schlachtkälbern wird nach steigender Produktion im vergangenen Wirtschaftsjahr eine Einschränkung von – 2,8 % auf 0,74 Mill. erwartet. Mögliche Auswirkungen der derzeitigen Trockenheit und Unsicherheiten bei den Landwirten über die Umsetzung der Agrarreformbeschlüsse blieben bei dieser Prognose unberücksichtigt.
Die Bruttoeigenerzeugung von Rind- und Kalbfleisch wird voraussichtlich 2003 mit 1,24 Mill. t um rund 10 % deutlich niedriger liegen als 2002. Bei voraussichtlich weiter rückläufigen Nettoexporten von Rindfleisch dürfte der Gesamtverbrauch 1 Mill. t betragen (- 1,3 %). Der Pro-Kopf-Verbrauch wird bei rund 12,1 kg (- 1,5 %) liegen, der Verzehr bei 8,3 kg. Der Selbstversorgungsgrad wird aufgrund der rückläufigen Produktion auf 124 % zurückgehen.
Nach EU-weitem Produktionsanstieg 2002, in 2003 wieder Rückgang zu erwarten
Die Bruttoeigenerzeugung von Rind- und Kalbfleisch in der EU lag 2002 nach vorläufigen Berechnungen rund 3,6 % über der Vorjahresmenge bei 7,56 Mill. t. Für 2003 wird dagegen eine Abnahme von 1,7 % erwartet. Auch 2004 wird mit einer weiter rückläufigen Produktion auf 7,3 Mill. t gerechnet. Nachdem der Pro-Kopf Verbrauch 2003 wahrscheinlich unverändert bei 20 kg bleiben wird, kann trotz eventuell eingeschränkter Exporte und steigender Importe 2004 ein Rückgang auf ca. 19,2 kg möglich sein. 2003 wird bei einem deutlichen Abbau der Interventionsbestände der Gesamtverbrauch leicht auf rund 7,6 Mill. t steigen. Für 2004 wird ein Rückgang des Gesamtverbrauches auf 7,3 Mill. t prognostiziert. Der Selbstversorgungsgrad läge 2004 damit bei 100 %.
Rückläufige Jungbullenpreise im 2. Halbjahr 2003
Auch EU-weit sanken bei Jungbullen nach einer deutlichen Preissteigerung 2002 und im ersten Quartal 2003 die Preise im Sommer 2003 wieder unter Vorjahresniveau. Bei leicht steigendem Verbrauch stockt der Absatz bei schwierigen Bedingungen im Drittlandsexport. Eine Prognose für die künftige Preisentwicklung ist aufgrund der nicht eindeutig abschätzbaren Verhältnisse des Exportmarktes schwierig. Die Preise für Kuhfleisch lagen im ersten Halbjahr 2003 6 % höher als im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Halbjahr soll die Preissteigerung mit 2,9 % nicht mehr ganz so hoch ausfallen Insgesamt könnte sich 2003 aber ein um voraussichtlich 4,4 % höheres Preisniveau als 2002 einstellen.
III. Schafmarkt
Deutlich rückläufige Schafbestände, aber mehr schafhaltende Betriebe.
Das vorläufige Ergebnis der letzten Erhebung der Viehbestände im Mai 2003 ergab 2,6 Mill. Schafe und liegt damit 3,1 % niedriger als im Mai 2002. Besonders deutlich ging die Zahl der Tiere unter einem Jahr mit 6,8 % zurück, während bei den weiblichen Schafen über 1 Jahr noch rund 1,6 Mill. registriert wurden, 1,3 % weniger als im Vorjahr.
Bei der Erhebung der Schafbestände wurden im Mai 2003 schätzungsweise rund 34 000 schafhaltende Betriebe in Deutschland ermittelt.
Während in Baden-Württemberg, Bayern,Nordrhein-Westfalen, Sachsen und auch in Schleswig-Holstein sogar eine Zunahme der Schafbestände verzeichnet wurde, gingen sie in den anderen Ländern zum Teil dramatisch zurück. Dies gilt insbesondere für Niedersachsen und Hessen.
Die Bruttoeigenerzeugung sank im Jahr 2002 im Vergleich zu 2001 um 7,2 % auf rund 2,02 Mill. Schafe ab. Im Jahr 2003 wird ein verlangsamter Rückgang von 1,4 % auf 1,99 Mill. Tiere erwartet.
Die Erzeugung von Schaffleisch betrug 2002 noch 44 200 t (- 4,9 %). Der Gesamtverbrauch ging ebenfalls deutlich um knapp 6 % auf 87 200 t zurück. Der Pro-Kopf-Verbrauch betrug 2002 rund 1,1 kg (entspricht einem Verzehr von rund 0,7 kg) und blieb damit ungefähr auf Vorjahresniveau.
Nachdem die Mastlämmerpreise im zweiten Quartal 2002 deutlich unter 4 /kg sanken, stiegen sie seit Anfang 2003 bei einem verhaltenen Angebot wieder an, sind allerdings seit Mai/Juni wieder saisonal rückläufig. Die weitere Entwicklung wird auch künftig sehr stark vom Drittlandhandel abhängen.
Schweinebestand
Bruttoeigenerzeugung von Schweinen in Deutschland
Rinderbestand
Bruttoeigenerzeugung von Rindern und Kälbern in Deutschland
1) Sämtliche im Inland erzeugten Tiere, unabhängig von der Schlachtung im In- und Ausland.
2) Nahrungsverbrauch ohne Knochen, Futter, industrielle Verwertung, Verluste.