Zukunft der Lebensmittelüberwachung

Der Landesverband der Lebensmittelkontrolleure Baden-Württemberg eV bot am 26.05.14 in Karlsruhe einen spannenden Kongress. Die Veranstaltung richtete sich speziell an Gewerbetreibende und hatte das Ziel, einmal außerhalb der Kontrollsituation eine Kommunikation zwischen Kontrolleur und Gewerbetreibendem herbeizuführen. Die große Resonanz mit 130 Teilnehmern aus über 13 Berufsgruppen übertraf bei Weitem alle Erwartungen an diese erste Veranstaltung dieser Art. Sie zeigt jedoch auch eindeutig den Bedarf solcher Veranstaltungen für den Austausch der einzelnen Berufsgruppen.

 

Beim ersten Kongress der Lebensmittelkontrolleure bot der Baden Württembergische Verband geballtes Fachwissen und synergiereiches Netzwerken. Themengebiete waren die Allergen-Kennzeichnung von Lebensmitteln, der Sachstand zur Hygieneampel und zum Verbraucherinformationsgesetz (VIG), die geplante Erhebung von Kontrollgebühren und weitere aktuelle Themen.

Außer der branchenübergreifenden Fortbildungsveranstaltung für Gewerbetreibende, bot der Verband an einem Beratungsstand auch an, sich mit den Kontrolleuren zu aktuellen Themen oder auch Problemen im eigenen Betrieb auszutauschen. Der direkte Kontakt zu den Lebensmittelkontrolleuren stand im Fokus und sollte eine bessere Kommunikation fördern. Auf diesem Weg war es für die Gewerbetreibenden möglich, mit dem amtlichen Kontrolleur außerhalb der gewohnten Schnittpunkte im Betriebsleben in guten Kontakt zu treten. Die direkte Ansprache und Beratungsmöglichkeit, die dieses Treffen möglich machte, wurde ausgiebig genutzt. Wichtige Änderungen der Gesetzesanforderungen konnten direkt besprochen und diskutiert werden. Ebenfalls konnten sich die Teilnehmer gezielt zu aktuellen Problemfragen innerhalb der Betriebsabläufe und Hygieneanforderungen mit den Kontrolleuren besprechen.

Am Rande des Kongresses boten verschiedene Partner des Landesverbands die Möglichkeit, sich ausgiebig beraten zu lassen. Die Partnerfirmen des Landesverbandes boten an ihren Informationsständen Beratungen zu den Themen Schädlingsbekämpfung, Reinigung und Desinfektion, Tiefenhygiene, Labordienstleistung, Hygienische Händereinigung, Hygieneschnelltests sowie neue bauliche Möglichkeiten mit Schnellbauwänden und fugenlosen Verbundböden an.

Die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung zeigte das hohe Interesse der angemeldeten Teilnehmer, welche die geplante Mindestteilnehmerzahl weit überschritten. Dass es derzeit einen intensiven Aufklärungsbedarf mit viel Unsicherheit im Bereich Hygiene gibt, zeigen auch aktuelle Zahlen aus dem Ministerium.

Im Jahr 2012 fanden insgesamt 98.440 Kontrollbesuche statt, bei denen 68.409 Betriebe ein- oder mehrmals überprüft wurden. In 18.135 Betrieben, das heißt, bei 26,5 % der kontrollierten Betriebe wurden insgesamt 30.098 Verstöße festgestellt.

Zur Ahndung der Verstöße wurden im Jahr 2012 insgesamt 350 Strafverfahren und 2.375 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, die zu über 1.590 Bußgeldbescheiden führten sowie zu 2.816 Verwarnungen mit oder ohne Verwarngeld.

1.221 Betriebe mussten aufgrund der dort herrschenden unhygienischen Umstände zum Schutz der Verbraucher sofort geschlossen werden.

 

Weitere Infos finden Sie im Jahresbericht 2012 veröffentlicht durch das Ministerium für ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg:

http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?ID=1779&subid=0&Thema_ID=11&Pdf=Yes

 

 

Der Kongress in Karlsruhe zeigte, dass ein ausgewogenes Konzept aus ansprechenden Fachbeiträgen in Kombination mit direkter Beratung und dem Netzwerken innerhalb der Branche ein sehr gefragtes Medium ist, um die nötige Wissensvermittlung bewältigen zu können.

Aktuelle Trends der EU zeigen, dass zukünftige Verstöße stärkeren Sanktionen unterliegen werden und der Wille nach gläserner Aufklärung wie z.B. durch die Hygieneampel oder dem Smiley ungebrochen sind. Mängel und Verstöße werden in Zukunft noch stärker veröffentlicht. Interessante Pilotprojekte zu diesem Thema laufen bereits seit Dezember 2012 in Dortmund und Bielefeld und zeigen positive Auswirkungen und einen Rückgang der Verstöße. In beiden Städten werden Hygienekontrollen und deren Ergebnisse in einer modernen App für jeden Nutzer sichtbar gemacht. Hierzu kommt, dass im Bereich der Kontrollbehörden untereinander ein Benchmarking (= Maßstäbe vergleichen) geplant ist, welche die Behörden in Ihrer Arbeit und der Leistungsqualität auf den Prüfstand stellen wird. Ziel des geplanten Hygiene Benachmarking sind mehr Transparenz, Vergleichbarkeit und eine bessere Umsetzung der Hygieneanforderungen.

Weitere Trends im Hygienebereich sind die zukünftige Verteilung der Kosten der Lebensmittelkontrollen, zu denen es bereits erste Entwürfe der EU und einen Bundesratsbeschluss gibt. Die Kosten für die Betriebskontrollen sollen auf die Betriebe umverteilt werden. Derzeit fallen Kosten nur für Nachkontrollen an, die Routinekontrollen sind kostenfrei. Dies soll nun aber geändert werden und der Betrieb schon bei der ersten Kontrolle zur Kasse gebeten werden. Derzeit fallen Kosten in Höhe von ca. 60€/Stunde bei den Nachkontrollen an.

 

Aufgrund des großen Erfolges wird auch in 2015 wieder ein Kongress zu aktuellen Themen aus dem Lebensmittelbereich in Karlsruhe stattfinden.

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