Vor allem seit der ersten Slow-Meat-Konferenz in Denver, Colorado (USA), im Sommer 2014 ist das Thema Fleisch für Slow Food auf internationaler Ebene zu einem zentralen Thema geworden. Diesen Schwerpunkt konnte man auch beim diesjährigen Markt des guten Geschmacks in Stuttgart erkennen.
Bei den Gesprächen „Vegetarismus und Veganismus: Machen sie die Ernährungswelt besser?“ und „Ein Beispiel ökologischer Tierzucht: Hänsel & Gretel – Solidargemeinschaft Hahn und Huhn“ wurde deutlich, dass man in den Industrieländern im Sinne eines zukunftsfähigen Ernährungssystems den Konsum zwar reduzieren muss, man als Verbraucher seinen Konsum jedoch ökologisch nachhaltig gestalten kann. Während das aktuelle, vorwiegend industrielle System der Fleischproduktion in Europa zu „verheerenden Folgen“ führe, gebe es auch valide Alternativen: „70% der in der EU verzehrten Proteine sind importiert. Gleichzeitig erzeugen wir hierzulande Überschüsse mit zwei äußerst zerstörerischen Konsequenzen. Die erzeugten Fleischüberschüsse generieren den Preisverfall der Produkte im Inland“, so Anita Idel, Leadautorin Weltagrarbericht und Slow-Food-Archekommission.
„Diese Überschüsse bedeuten außerdem, dass wir einen großen Teil vor allem hierzulande unerwünschter Teile nach Asien und Afrika zu extrem niedrigen Preisen exportieren, was dort lokale Märkte zunichte macht.“ Im Kontext der Welternährung könne außerdem nicht gerechtfertigt werden, dass 50 % der Weltgetreideernte im Tiertrog lande und dass Tierfutter in Deutschland zu einem hohen Anteil importiert sei. Deshalb sollte der Fleischverzehr weitgehend auf Fleisch von Weidetieren basieren, die zusätzlich dazu dienen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.“
Rupert Ebner, Umweltreferent der Stadt Ingolstadt und Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland, ergänzte die Podiumsdiskussion zum Fleischverzehr mit einer Empfehlung an die Verbraucher: „Am Vernünftigsten ist es, Rindfleisch von Tieren zu essen, die sich von Gras ernähren und so beim Futtermittel in keinster Weise in Konkurrenz zum Menschen stehen. Das System der industriellen Massenproduktion ist wegen des Verbrauchs enormer Ackerflächen für Futtermittel und im Sinne des Tierwohls wegen unzumutbarer Lebensbedingungen abzulehnen. So muss zum Beispiel ein konventioneller Hühnererzeuger die Grenze der Darmleistung der Tiere ausreizen, um auf dem Markt bestehen zu können.“
Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten bestätigte, dass man bei der Hühnerzucht ebenfalls umdenken müsse: „Das Huhn ist ein Allesfresser und war traditionell der Resteverwerter auf dem Hof. Wir müssen dahin zurück, denn dann steht das Huhn auch nicht für dieselbe Futterquelle im Konkurrenzkampf mit dem Menschen.“
Foto: Messe Stuttgart