Das ifm und die Gabriela Jaecker GmbH haben erstmals eine Studie zu Gehaltsstrukturen von Geschäftsführern in Familienunternehmen veröffentlicht. Der „Gehaltsindex Familienunternehmen 2014“ gibt Einblicke in Vergütungsmodelle und –höhen von familieninternen und -externen Managern in deutschen Familienunternehmen.
Familienunternehmen sind Deutschlands wichtigste Arbeitgeber. Obwohl sie in einigen Wirtschaftszweigen darüber hinaus als Branchen-Primus gelten, ist nur sehr wenig über das Profil und die Unternehmenslenker dieser wichtigen Säule der Deutschen Wirtschaft bekannt. Nur selten dringen aus den Führungsetagen Details zu Strategien, Gehältern und Vergütungsmodellen nach außen. Dieser von Verschwiegenheit und Zurückhaltung geprägte Führungsstil der Inhaberfamilien zielt auf eine nachhaltige Strategie, besonnenes Wirtschaften und konstante Unternehmensentwicklung ab.
Familienunternehmen fehlt der Vergleich
Diese gelebte Zurückhaltung führt dazu, dass die Inhaberfamilien nur schwer einschätzen können, wo ihre Unternehmen im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern, wie Publikumsgesellschaften, einzuordnen sind.
„Wenn bei Familienunternehmen personelle Veränderungen auf Geschäftsführer-Ebene anstehen, ist die „richtige“ Vergütungshöhe oft ein schwieriges Thema, da Vergleichswerte fehlen“, berichtet Gabriela Jaecker, Geschäftsführerin der Gabriela Jaecker GmbH Personalund Nachfolgeberatung für Familienunternehmen. Dies führe zu einem Mangel an Orientierung über das adäquate Vergütungsmodell und die Höhe des Gehalts potenzieller Geschäftsführer.
Die Konsequenz: Familienunternehmen haben einen Wettbewerbsnachteil bei der Gewinnung neuer Führungskräfte im Vergleich zu Publikumsunternehmen, deren Vergütungsmodelle meist weithin bekannt und transparent sind. „Der Gehaltsindex Familienunternehmen 2014 erhebt zum ersten Mal Daten über Höhe und Vergütungsmodell sowie Vertragsvarianten von Vorständen und Geschäftsführern in Familienunternehmen“, erläutert Co-Autor Dr. Detlef Keese vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm). „Ohne vergleichbares Datenmaterial ist der „Marktwert“ von Geschäftsführern nicht zu bestimmen“, so Keese weiter. „Gesellschafter können nun die Rahmenbedingungen zur Einstellung eines neuen Geschäftsführers viel besser einschätzen.
So kann nun realistisch beurteilt werden, ab wann ein unbefristeter Vertrag angebracht ist oder einem Fremdgeschäftsführer Unternehmensanteile angeboten werden können“, ergänzt Gabriela Jaecker.
Nachhaltigkeit vs. Höheres Gehalt
An der vorliegenden Studie nahmen 310 Geschäftsführer von Familienunternehmen teil. Die Ergebnisse sind teilweise überraschend: 86 Prozent der Arbeitsverträge werden unbefristet aufgesetzt. Somit setzen Inhaberfamilien bei den Vertragsverhandlungen auf Vertrauen, Nachhaltigkeit und unternehmerische Stabilität. Die Vertragsart und Vergütungshöhe hängt dabei signifikant mit der Unternehmensgröße, der Anzahl der Mitarbeiter, der Umsatzhöhe sowie der Exportquote (drei Viertel der Teilnehmer haben eine Exportquote von über 50 Prozent) zusammen. Je kleiner z.B. das Unternehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen unbefristeten Vertrag zu erhalten.
Ein Jahressalär von über 200.000 Euro beziehen 54 Prozent der Befragten. In der Regel erhalten Geschäftsführer ein Fixgehalt zwischen 121.000 und 150.000 Euro, der variable Anteil bewegt sich im Mittel zwischen 50.000 und 75.000 Euro. Unbefristet angestellte Geschäftsführer verdienen im Vergleich weniger als ihre Kollegen mit befristeten Verträgen. Dies wird jedoch durch die Langfristigkeit und Sicherheit des unbefristeten Beschäftigungsverhältnisses kompensiert. „Trotzdem sind überraschenderweise knapp 65 Prozent der Fremdgeschäftsführer unbefristet beschäftigt. Insgesamt sind 62 Prozent der befragten Geschäftsführer Angehörige der Inhaberfamilie, weshalb im Umkehrschluss 38 Prozent der befragten Top-Manager von außen kommen. |
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Das ist eine beeindruckende Zahl und beweist das Bewusstsein um die Vorteile einer unbefristeten Anstellung“, erklärt Jaecker. |
Alter und Erfahrung korrelieren mit der Vergütungshöhe
Erwartungsgemäß steigt das Gehalt mit zunehmendem Alter. In Konsequenz führt eine lange Betriebszugehörigkeit und die dadurch erlangte Erfahrung zu entsprechend höherer Entlohnung und Wertschätzung seitens des Familienunternehmens. 90 Prozent der Geschäftsführer sind mehr als zehn Jahre im Unternehmen tätig und jeder vierte Geschäftsführer sogar über 30 Jahre. Knapp 75 Prozent der Befragten haben seit über fünf Jahren den Geschäftsführerposten inne. Lediglich 1 Prozent wurde direkt als Geschäftsführer eingestellt. Externe Geschäftsführer erhalten im Vergleich zu den Eigengewächsen der Unternehmerfamilien aufgrund der oftmals fehlenden Firmenanteile ein signifikant höheres fixes Gehalt.
Akademischer Hintergrund ist keine Pflicht
Ein abgeschlossenes Studium ist dabei keine zwingende Voraussetzung, um als Geschäftsführer in einem Familienunternehmen Erfolg zu haben (17 Prozent der Befragten haben kein abgeschlossenes Studium). Zwar wirkt sich ein akademischer Hintergrund positiv auf die Vergütung aus, Werte wie Führungsstärke, Loyalität und Integrität sowie das Vertrauen in die Geschäftsführer, ein Unternehmen profitabel führen zu können werden jedoch höher gewertet. „Ein dauerhafter Unternehmenserfolg ist für die Gesellschafter und familieninternen Geschäftsführer wichtiger als ein rascher Aufstieg an die Spitze des Unternehmens – diese Einstellung soll sich auch bei externen Geschäftsführern wiederfinden“, fasst Gabriela Jaecker zusammen. Flache Hierarchien, langfristige Verträge, nachhaltige Karrierewege sowie Übernahme von Verantwortung und gute Zukunftsaussichten mit unternehmerischen Entwicklungsperspektiven machen Familienunternehmen im Vergleich zu Publikumsgesellschaften bei potenziellen Managern zu attraktiven Optionen und zählen nicht ohne Grund zu einem der Top-Arbeitgeber in Deutschland.
Mit den gewonnenen Erkenntnissen geben das ifm und die Gabriela Jaecker GmbH Unternehmerfamilien Informationen über marktübliche Rahmenbedingungen für die Gewinnung neuer Geschäftsführer. Schließlich bedeutet die Entscheidung für einen neuen Geschäftsführer gerade in Familienunternehmen auch immer eine langfristige Investition in die unternehmerische Zukunft.