Gebrauchtes ist gefragt

Erneut erwies sich die USETEC als Anziehungspunkt für Einkäufer aus aller Welt. 5.713 Fachbesucher aus 102 Ländern kamen zur 2014er-Auflage nach Köln. Damit war die Weltmesse für Gebraucht-Technologie wieder der internationale Treffpunkt für Second Hand. „Viele Firmen haben bereits auf der Messe diverse Geschäfte mit in- und ausländischen Einkäufern getätigt“, bilanziert Veranstalter Florian Hess. „Darüber hinaus lassen die zahlreichen geknüpften Kontakte wieder ein starkes Nachmessegeschäft erwarten.“ Die Besuchernachfrage korrespondierte mit dem Angebot der USETEC, das alle industriellen Branchen abdeckte.

 

Auch die Partner der USETEC ziehen insgesamt eine positive Bilanz. „Zwar war der Umfang der Messe geringer als in den Rekordjahren“, vergleicht Kurt Radermacher. „Dennoch wurden unter dem Strich viele Maschinen vom Stand weg verkauft und Geschäfte angeschoben“, resümiert der Geschäftsführer des Fachverbands des Maschinen- und Werkzeuggroßhandels (FDM), Bonn, „Es haben sich qualitativ hochwertige Kunden an den Ständen eingefunden.“ Radermacher betont, dass die Marke USETEC längst für die ganze Welt der Gebraucht-Technik steht. „Das gesamte Jahr auf den Kombi-Webseiten USETEC.com + MachineStock.com und einmal im Jahr real zum Anfassen auf der gerade abgeschlossenen Messe.“ Diese miteinander verzahnten Plattformen sorgen für große Transparenz. Solchen Durchblick braucht es auch in der immer globaler und komplexer werdenden Geschäftswelt. Hier sieht sich der FDM als Partner und Berater seiner Mitglieder in der Fachgruppe Gebrauchtmaschinen, die weltweit agieren. „Auf der USETEC gab ein Zollrechtsexperte umfassende Auskünfte zu Zollrechtsfragen“, sagt Kurt Radermacher. „Dieses Angebot an unserem Stand wurde intensiv in Anspruch genommen – Networking wird im FDM groß geschrieben.“

 

Auch für die European Association of Machine Tool Merchants (EAMTM), Brüssel, hat sich die USETEC-Beteiligung gelohnt. „Von uns haben 35 Mitgliedsfirmen ausgestellt“, hebt André Skenazi hervor. Der EAMTM-Generalsekretär hat von diversen Abschlüssen erfahren. Und ein Mitgliedsunternehmen, France Machines Outils, schickte gleich mehrfach Messebesucher vom Stand direkt zu seinen Lagerhäusern. Selbst hat der EAMTM im Rahmen der USETEC 2014 neue Mitglieder gewonnen oder ganz konkrete Mitgliedsanfragen erhalten. Ein wichtiges Anliegen war es für den europäischen Händlerverband, seine neue Online-Datenbank machinedeal.com vorzustellen, die großen Anklang fand. „Wir sind der Überzeugung, dass die USETEC als internationaler Gebrauchtmaschinenmarkt gerade im Internetzeitalter bedeutsam ist“, formuliert André Skenazi. „Wer sich hier trifft, knüpft immer gute Kontakte.“ Diese Einschätzung teilt der schwedische Aussteller aus dem EAMTM, Norima AB. „Im virtuellen Zeitalter wird der Face-to-face Dialog noch wichtiger“ bekräftigt Sales Manager Lennart Norin. Er machte die Probe aufs Exempel und verkaufte auf der USETEC 2014 gleich fünf Metallbearbeitungsmaschinen: „In den Mittleren Osten, nach Indien und in die Schweiz.“

 

Ein florierender Markt für gebrauchte Technik ist die Türkei, wo sich „Made in Germany“ ganz besonderer Beliebtheit erfreut. Neben Nahrungsmitteltechnologiewerden unter anderem Verpackungs-, Metallbearbeitungs- und Kunststoffverarbeitungsmaschinen gesucht. „Der türkische Maschinenpark kommt überwiegend aus Deutschland“, beschreibt Jens Nagel. „Entsprechend werden bei Erneuerungsprozessen wieder jüngere deutsche Produkte gekauft.“

 

Nach wie vor befindet sich die Türkei im Aufschwung und hat noch Nachholbedarf: „In einigen Gebieten Anatoliens hat der Industrialisierungsprozess gerade erst begonnen“, weiß Jens Nagel. Die Zahlen der USETEC 2014 bestätigen seine Analyse. Hinter Gastgeber Deutschland (71 Prozent der Besucher) war die Türkei stärkste Besuchernation der Messe.

 

Hinter der Türkei belegt Iran den zweiten Platz in der Statistik der USETEC-Auslandsbesucher, gefolgt von Ägypten, Russland und Nigeria. Trotz der politischen Situation waren auch wieder viele Einkäufer aus der Ukraine auf der Messe vertreten (Platz sechs). Indien, Moldawien, Belarus und Litauen belegten die Plätze sieben bis zehn. Diese Länder und sinnbildlich noch diverse andere Staaten konnte Math Berbers mit seinen Kollegen am Stand von Hahebo begrüßen.

 

Die Niederlande stellten die stärkste Ausstellernation unter den Anbietern aus 23 Ländern. Ebenfalls in größerer Zahl waren Großbritannien und Italien präsent.

Der Anbieter von Nahrungs- und Getränketechnologie Eurolux aus Karlstadt bei Würzburg war mit dem Verlauf der USETEC sehr zufrieden. „Wir trafen auf ein sehr internationales Publikum“, stellt Paul Lamprecht fest. „Mit sehr hoher Kaufkraft“, hat der Eurolux-Geschäftsführer ermittelt. „Die potenziellen Kunden kamen überwiegend aus Osteuropa und Afrika.“ Gesucht wurden Füll-Linien und Produktionsanlagen zur Flüssigkeits- und Lebensmittelproduktion. Lamprecht vermeldet Geschäfte, die angebahnt wurden und „mit hoher Sicherheit zustande kommen werden.“ Darüber hinaus sind Altkunden gekommen, die nach längerer Zeit wieder Interesse gezeigt haben. „Manchmal bestehen auch Kontakte, die vorübergehend zu keinen Abschlüssen führen, weil gerade die passende Maschine nicht da ist“, erklärt Paul Lamprecht. „Später kommen die Interessenten teils nach Jahren mit einem veränderten Bedarf zu uns zurück.“

 

Erstmals beteiligte sich Carl Zeiss Microscopy an der USETEC – auf dem gleichen Stand wie der langjährige Aussteller Carl Zeiss Industrielle Messtechnik aus der gemeinsamen Zeiss-Unternehmensgruppe. Ein Ziel dieses „Pilotprojektes“ waren neue Kontakte in Länder, die bislang nicht zu den klassischen Absatzgebieten in Europa und den USA gehören. Schon in den ersten Stunden nach Messebeginn kamen Interessenten an den Stand, darunter Einkäufer aus Südamerika. „Solche Kontakte verfolgen dann unsere Händlervertretungen in den betreffenden Ländern weiter“, erläutert Ulrich Kohl-Roscher. Carl Zeiss Microscopy vermarktet auf der Gebrauchtschiene nicht mehr benötigtes Equipment aus eigenem Bestand wie Demo- oder Leihgeräte. Aber ebenso „Ex-Produkte“ von Kunden sind im Angebot. Auch der Automationsanbieter Kuka Roboter aus Augsburg lässt seine Messekontakte ebenfalls vor Ort weiter bearbeiten. „Das machen dann unsere Tochtergesellschaften im Ausland“, erläutert Tanja Heimann, Leiterin Refurbishment & Used Robots, die beim Kuka-USETEC-Auftritt von einem „sehr internationalen Publikum“ sprach.

 

Zur USETEC 2014 kamen neben individuell anreisenden Geschäftsleuten auch Delegationen, unter anderem aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika. Die Mitglieder einer nigerianischen Gruppe arbeiteten emsig ihre Einkaufslisten ab. Weiterhin war in diesem Jahr eine gemeinsame Delegation aus Uruguay und Paraguay auf der Messe zu Gast. Organisiert wurde der Besuch von der Deutsch-Uruguayischen Industrie- und Handelskammer. An allen drei Tagen hielten sich die Teilnehmer an den Ständen auf und führten intensive Gespräche – ein Zeichen, dass sich die weitere Anreise angesichts des USETEC-Angebots gelohnt hat.

 

Auch im kommenden Jahr trifft sich wieder die Welt der Gebraucht-Technologie: Die nächste USETEC findet im April 2015 statt.

 

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