Noroviren auf importierten Erdbeeren, Melamin-Zusätze in Milchprodukten oder falsch deklariertes Olivenöl – derartige Vorkommnisse haben inzwischen längst eine internationale Dimension. „Für Verbraucher ermöglicht die zunehmende Globalisierung des Lebensmittelhandels, nahezu alle Arten von Lebensmitteln jederzeit und überall auf der Welt konsumieren zu können“, sagt Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Die weltweiten und teilweise unübersichtlichen Warenketten stellen jedoch auch ganz neue Anforderungen an den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Gemeinsam mit unseren internationalen Partnern wollen wir die Forschungs- und Bewertungsarbeiten auf diesem Gebiet weiter intensivieren und vorantreiben.“
Der globale Lebensmittelhandel spielt für Deutschland eine wichtige Rolle. Deutschland importierte 2014 Lebens- und Genussmittel im Wert von 75,5 Mrd. €. Rund drei Viertel dieser Importe stammen aus anderen europäischen Ländern. Allerdings werden Lebensmittelimporte aus Nord- und Südamerika sowie Asien immer wichtiger. Die steigende Komplexität und Internationalisierung der Warenketten, die zunehmend den Charakter von Netzwerken annehmen, stellt die beteiligten Lebensmittel- und Futtermittelunternehmen vor immer umfangreichere Aufgaben. Es müssen geeignete Verfahren und Systeme etabliert werden, die die Sicherheit der Produkte auch bei weltweit unterschiedlichen rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen gewährleisten können. Vor ähnlichen Herausforderungen stehen die zuständigen amtlichen Einrichtungen zur Lebensmittelsicherheit, da ihnen die Aufgabe obliegt, die Maßnahmen und Verfahren der Unternehmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu bewerten und zu kontrollieren.
Im Mittelpunkt des zweitägigen BfR-Symposiums standen die Entwicklungen der globalen und zunehmend komplexen Warenketten des letzten Jahrzehnts. Beleuchtet wurden die Anforderungen, die sich durch den weltweiten Handel an die verschiedenen Akteure, von der Urproduktion bis zum Vertrieb vor Ort, ergeben haben sowie potentielle neue Probleme für die öffentliche Gesundheit. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die konkreten Aktivitäten zur Gewährleistung sicherer Lebens- und Futtermittel. In diesem Kontext wurde auf die Gefahren im Bereich der Primärproduktion (Futtermittel und Tierbestand) bzw. in der Lebensmittelproduktion eingegangen und Interventionsstrategien zur Minimierung möglicher gesundheitlicher Risiken diskutiert.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellte auf dem Symposium zudem seine Arbeiten und Lösungsansätze auf dem Gebiet der globalen Warenketten vor. Im Zentrum der Forschungsarbeiten des BfR steht unter anderem die Entwicklung diverser Softwaresysteme, die das Ziel verfolgen, eine Risikobewertung auch bei komplexen Sachverhalten zu ermöglichen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf neuen analytischen Ansätzen zur Gewährleistung der Authentizität von Lebensmitteln. Mittels sogenannter nicht-zielgerichteter Verfahren soll es möglich werden, charakteristische Fingerabdrücke eines Lebens- oder Futtermittels aufzunehmen und mit einer Referenzbibliothek zu überprüfen. Auf diese Weise sollen zukünftig auch analytisch anspruchsvolle Fragestellungen, wie die der geographischen Herkunft von Produkten, beantwortet werden.
Foto: Fleischerverband Bayern