Schweinefleischqualität bei Auslaufhaltung mit Weidezugang

Die Vorstellung, gesteigerte Bewegungsaktivität und die Auseinandersetzung mit Umweltreizen erhöhten nicht nur die allgemeine Fitness des Tieres, sondern verhinderten auch Fehlsteuerungen des postmortalen Muskelstoffwechsels und die Ausbildung von Fleischqualitätsabweichungen, erscheint durchaus berechtigt. Dennoch erbrachten bisher durchgeführte Untersuchungen ein diffuses Bild mit widersprüchlichen Ergebnissen.

Aus diesem Grund griff eine Arbeitsgruppe der Schwedischen Agrarwissenschaftlichen Universität Uppsala die Thematik erneut auf und widmete sich hierbei insbesondere den durch die Grünfutteraufnahme bedingten Veränderungen der Fettsäurenzusammensetzung (V. NILZEN, J. BABOL, P.C. DUTTA, N. LUNDEHEIM, A-C. ENFÄLT und K. LUNDSTRÖM: Free range rearing of pigs with access to pasture grazing – effect on fatty acid composition and lipid oxidation products). Verglichen wurden je 60 Mastschweine (Hampshire*Yorkshire- und Hampshire* Land – rasse / Yorkshire – Kreuzungen beiderlei Geschlechts), die entweder während der gesamten Mastzeit in einer 120 m2 großen eingestreuten Bucht (Kontrollgruppe) oder für zwei Monate im Auslauf mit Zugang zu einer mit Erbsen, Hafer und Gerste angesäten 30.000 m2 großen Grünfläche (Versuchsgruppe) gehalten wurden. In beiden Fällen erhielten die Tiere ein konventionelles Schweinemast-Alleinfutter, das in der Vormast (bis 60 kg Lebendgewicht) ad lib. und in der Endmast (bis 102 kg Lebendgewicht) restriktiv verabreicht wurde. Bei der Auswertung wurden neben den Effekten des Haltungsverfahrens auch die des Genotyps (Träger bzw. Nicht-Träger des den Hampshire-Effekt verursachenden RN–Allels) und des Geschlechts (männlich/kastriert bzw. weiblich) geprüft.

Nur bei einigen der üblichen technologischen Merkmale der Fleischqualität – sie wurden im M. biceps femoris bestimmt – ergaben sich signifikante haltungsbedingte Differenzen. Dazu gehören der Tropfsaftverlust und der Rohproteingehalt. In der Auslaufgruppe lag ersterer etwas höher (7,0 gegenüber 5,8 %) und letzterer etwas niedriger (21,0 gegenüber 21,6 %). Eine naturwissenschaftlich fundierte Erklärung konnte hierfür noch nicht gefunden werden.

Während die Effekte des Geschlechts zu vernachlässigen waren, zeigten sich markante Einflüsse des Genotyps. Insbesondere war das Fleisch der RN*- Träger durch den erwarteten wesentlich höheren Kochverlust (29,5 gegenüber 25,8 %) gekennzeichnet.

Erwartet werden konnte auch eine Verschiebung im Fettsäurenmuster, weil die Lipide des Grünfutters einen hohen Anteil an Polyensäuren aufweisen. So wurden im intramuskulären Fett der Auslauftiere signifikant höhere Gehalte an Linolsäure (11,13 bzw. 9,69 %) und Linolensäure (0,50 bzw. 0,40 %) gefunden, was vor allem auf Kosten der gesättigten Fettsäuren ging. Die Differenzen sind nur gering, und auch das Verhältnis von n-6- zu n-3-Fettsäuren verschob sich nicht signifikant, so dass diesen Veränderungen kaum ernährungsphysiologische Bedeutung beizumessen ist. Effekte auf das Fettsäurenprofil gingen außerdem vom Geschlecht und vom RN*-Genotyp aus.
Weibliche Tiere hatten höhere Gehalte an ungesättigten Fettsäuren (sowohl n-3- als auch n-6-FS) und RN*- Träger höhere Gehalte an n-3-FS. In Kombination wirkte sich dies auch auf die Lagerstabilität aus. So wurden nach 3-monatiger Gefrierlagerung im Fleisch der Mastschweine, die Zugang zum Grünfutter hatten, dann höhere Konzentrationen an dem Oxidationsprodukt Malonyldialdehyd gefunden, wenn die Tiere weiblichen Geschlechts und/oder RN*- Träger waren.
Insgesamt betrachtet konnte auch in diesem Versuch der Auslaufhaltung mit Weidezugang keine überlegene Fleischqualität zugeschrieben werden.

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