SUEFFA Smartstore Metzgerei Zinnecker Schmidt

SÜFFA: Verkaufen ohne Verkaufskräfte

Smartstores gegen Fachkräftemangel auf der SÜFFA 2024

Die Fachmesse SÜFFA will Problemlösungen für das bieten, was Fleischern unter den Nägeln brennt. Von 28. bis 30. September 2024 steht in Stuttgart unter anderem diese Frage im Mittelpunkt: Sind Läden ohne Bedien- und Kassenkräfte nach dem Modell 24/7 eine Lösung für das Fleischerfachgeschäft? Eine durchaus bejahende Antwort geben mehrere SÜFFA-Aussteller und diverse Pioniere aus dem Metzgerhandwerk.

Das Thema der Smartstores hat Brisanz. Mit der Formel 24/7 oder 16/7 werden Läden bezeichnet, in denen Kunden ohne Bedien- und Kassenkräfte einkaufen. In den vergangenen zwölf Monaten wurden im Fleischerhandwerk mehrere solcher personalloser Geschäfte eröffnet.

Zu unterscheiden sind zwei Varianten:

Der Stand-Alone-Laden: Dabei geht es um Container-Lösungen, oder eine Filiale wird zum Smartstore. Häufig wird 16/7 realisiert, denn in den Nachtstunden bleiben auch viele SB-Shops aus Gründen der Sicherheit und wegen geringer Frequenz geschlossen.

Der Hybrid-Laden: In diesem Fall wird an den klassischen Fleischerladen mit Bedientheke ein SB-Geschäft angeschlossen, das abends und an den Wochenenden personallos wird. Kombinationen und/oder Alternativen dazu sind gekühlte Abholfächer und Automaten.

Starkes Wachstum erwartet

Viele Branchenexperten erwarten ein starkes Wachstum von Hybridläden und Smartstores. Das zeigt auch eine aktuelle SÜFFA-Umfrage unter Ausstellern aus dem Ladenbau.

Christian Milk, Verkaufsleiter bei Aichinger und selbst gelernter Fleischer, will für seine Kunden die Chance von personalreduzierten Modellen nutzen, warnt aber auch vor deren Überschätzung: „Das Ziel ist, die Identität als Fachgeschäft zu wahren und gleichzeitig Personalaufwände zu sparen. Dazu braucht es nicht immer einen 24/7-Laden. Auch in jedem bestehenden Geschäft kann man Abläufe so gestalten, dass die Kundinnen und Kunden mithelfen dürfen. Die Weiterführung ist dann die Erhöhung von SB-Anteilen und letztlich der autonome Laden.“

Michael Keck, Geschäftsführer bfm-Ladenbau: „Wir denken für das Fleischerfachgeschäft von jeher gerne in hybriden Lösungen. Hybrid ist etwa unsere Switch-Theke, die im Bedien- oder SB-Modus betrieben werden kann. Hybrid ist ebenso der Smartstore der Metzgerei, in dem nach Geschäftsschluss mit dem Einziehen einer Trennwand der 16/7- oder 24/7-Laden eigenständig wird. Stand-Alone-Smartstores können zudem als Ergänzung zu den klassischen Verkaufsgeschäften am richtigen Standort sehr erfolgreich sein.”

Thomas Hanke, Inhaber Ladenbau-Hanke: „Zentral ist für uns, dass wir Metzgereien helfen, ihre Umsätze zu steigern und dabei die Personalkosten zu senken. Das geht mit diesen Lösungen: 1. Nebeneinander aus Bedien- und SB-Bereich. 2. Reduzierung der Öffnungszeiten der Bedientheke. Danach wird aus dem SB-Bereich ab 22 oder 23 Uhr abends der 16/7-Laden.“

Daniel Schwarz vom Ladenbauer Ladena prognostiziert: „In fünf Jahren wird jede dritte neue Fleischer-Filiale ein hybrides Geschäft, ein 16/7-Shop oder ein 24/7-Laden sein.“

Stefan Reuschlein vom Ladenbauer Schrutka-Peukert setzt gezielt auf die hybriden Läden: „Das Metzgerhandwerk sollte zunächst seine Stärken an der Bedientheke in einem Hybridladen ausspielen. Mit einem angegliederten 24/7-Geschäft kann er dann die Öffnungszeiten der Bedienabteilung reduzieren. Darüber hinaus kann das 16/7- oder 24/7-Modell als eigenständiger Laden realisiert werden.“

Die vier folgenden Praxisbeispiele zeigen die Bandbreite der Smartstores im Fleischerhandwerk.

Fleischerei Leggedör, Weener (Friesland)

Markus Leggedör hat seit April 2024, direkt am Stammhaus angegliedert, einen 50-qm-Smartstore, der an sieben Tagen von 6 bis 22 Uhr geöffnet ist. Das Sortiment: Eigene Erzeugnisse, Produkte vom Bauernhof und aus einer Beschäftigungswerkstatt. An Sonntagen überschreitet sein personalloses Geschäft die 4.000-Euro-Umsatzgrenze. Der absolut umsatzstärkste Verkaufstag war der 1. Mai 2024. Für diese Spitzentage hat Leggedör zusätzlich eine mobile Kühleinheit gekauft, die zum Wochenende hin in den Shop geschoben werden kann. Ganz ohne menschliche Arbeit läuft auch ein solches Geschäft nicht. Markus Leggedör: „Wir schauen auch am Wochenende einmal nach dem Shop, rücken alles zurecht und füllen auf.“ Ein Detail im Smartstore von Leggedör hat besonderen Charm und passt zum System des personallosen Verkaufs: Wenn der Laden nachts geschlossen ist, reinigt ein Saugwischroboter den Fußboden. Markus Leggedör bilanziert zufrieden: „Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen.“

Metzgerei Zinnecker-Schmidt, Rheinböllen (Hunsrück)

Inhaber Karsten Schmidt betreibt seit Jahresanfang 2024 einen 36 qm großen 24/7-Laden (siehe Bild o.) auf dem Areal eines Einkaufszentrums in Simmern. Inzwischen hat er 3.400 Registrierungen von Kunden. Diese Kunden haben in der Regel mindestens einmal eingekauft und hinterlassen dabei ihre Adresse und E-Mail-Adresse. Auf dieser Basis bewirbt Schmidt seinen rund um die Uhr geöffneten Laden. Die Investition lag bei Schmidt und Leggedör inklusive der Technik bei jeweils 150.000 Euro.

Metzgerei Häcker & Messerle, Schlat

Der Fleischerei-Filialist betreibt sein siebtes Geschäft nach dem Modell 16/7. Die Besonderheiten: Für diesen Laden wurde eine früher bestehende Fleischerei mit Bedientheke umgebaut. Der Zugang wird mit der EC-Karte gewährt, eine Online-Registrierung ist nicht erforderlich. Obst und Gemüse sowie die Backwaren sind an andere lokale Frischelieferanten untervermietet – das heißt: Diese Partner zahlen Miete für den Regalplatz, erhalten im Gegenzug 100 % der Einnahmen. Mit Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr an allen sieben Wochentagen erfüllt auch die Filiale von Häcker & Messerle den im Metzgerhandwerk häufigsten Standard solcher Geschäfte.

Landmetzgerei Setzer, Wolpertshausen

Nico Setzer, Metzgermeister und Master Professional of Business Management, ist Juniorchef der Metzgerei mit 22 Filialen und Sitz in Wolpertshausen in der Hohenlohe. Er hat bereits drei Filialen nach dem Modell 24/7 eröffnet, nun sind zwei weitere dazugekommen, die jeweils eine Verkaufsfläche von über 100 qm haben. Sein strategischer Gedanke: „In den zwei neuen Filialen reduzieren wir die Öffnungszeiten auf 17 Uhr bzw. samstags auf 12 Uhr. Danach gibt es den personallosen Verkauf“. Ein äußeres Zeichen, wie stark Setzer auf den Verkauf ohne Theke setzt, ist der geplante Neubau eines Zentrallagers für Handelsware. Der Grund: Die Gewinnspanne wird attraktiver, wenn man größere Mengen mit den richtigen Konditionen einkauft.

Neun von zehn Fleischern sagen Ja

Wie attraktiv die (fast) personallosen Läden eingeschätzt werden, belegt Unternehmensberater Fritz Gempel mit einer Stichprobenumfrage im Fleischerhandwerk. Es nahmen zehn Betriebe aus fünf Bundesländern teil. Die Frage: „Haben Sie Smartstores oder beabsichtigen Sie, solche zu betreiben?“. Das Ergebnis: Neun mal Ja, einmal Nein. Die Neinstimme wurde so begründet: „Wir haben noch genügend Verkaufskräfte und setzen so lange wie möglich auf den Bedienverkauf.“

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