Dr. Wolfgang Lutz, Leiter Lebensmittelrecht und -technologie beim DFV, kündigte an, dass der Verband gegen Produktbezeichnungen wie z. B. vegetarischer Fleischsalat kämpfen werde. Auch DFV-Präsident Heinz-Werner Süss fand deutliche Worte: „Es ist nicht zu akzeptieren, dass vegane Produkte angeboten werden, die auf Fleisch oder Wurst hinweisen.“
Den Anteil der Vegetarier (8 %), Veganer (900.000) und Flexitarier (9,6 Mio.) an der Bevölkerung zog Wolfgang Lutz in Zweifel: „Wie da gezählt wird, ist mir rätselhaft.“ Für ihn ist vegetarische Ernährung „ein Trend, vielleicht auch ein Hype, auf jeden Fall ein Stück Lifestyle“. „Die Entwicklung ist schwer zu prognostizieren, aber ich glaube, dass es eher eine Nische bleibt“, sagte DFV-Hauptgeschäftsführer Martin Fuchs zum Veggie-Thema.
Dass es sich auch im Fleischeralltag wiederfindet, ergab eine Umfrage unter den etwa 120 Teilnehmern der Tagung. 10 % der gut 100 Umfrageteilnehmer gaben an, in ihren Geschäften schon häufig auf vegetarische Produkte angesprochen worden zu sein. 25 % der Obermeister bieten schon längere Zeit vegetarische Produkte an, bei etwa einem Drittel wurde das Thema schon einmal auf einer Innungsversammlung besprochen.
„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, warf Obermeister Georg Volz aus Darmstadt ein. Anhand eines Beispiels aus dem Catering-Alltag sprach er seinen Kollegen ins Gewissen: „Wollen Sie auf 100 Essen verzichten – wegen fünf Vegetariern und zwei Veganern?“ „Das Thema ist bei uns angekommen“, versicherte DFV-Vizepräsident Michael Durst, machte aber auf „ein noch größeres Problem“ aufmerksam: „Schweinefleisch wird aus Kindergärten und Kindertagesstätten völlig verschwinden.“ Der DFV versuche mit Projekten an den genannten Einrichtungen gegenzusteuern.
Geschäftsführer Martin Fuchs, Rechtsberater Thomas Trettwer und Kirsten Diessner, Leiterin des DFV-Büros bei der EU in Brüssel (im Bild o., von li.), befassten sich auf der Tagung mit dem Thema „Versprechen und Wirklichkeit“. Das DFV-Trio gab den Politikern ein schlechtes Zeugnis: „Wir stellen fest, dass zwischen Reden und Handeln der Politik eine Diskrepanz gerade zu Lasten der kleinen und mittleren Handwerksbetriebe besteht. Positiven Bekenntnissen zu Handwerk, Mittelstand und Regionalität stünden negative politische Entscheidungen gegenüber. Thomas Trettwer nannte als Beispiele die Dokumentationspflichten der Arbeitszeiten, Gebührenerhöhungen in Mess- und Eichwesen sowie die Gebührenentlastung von Groß- und Industriebetrieben bei der Fleischuntersuchung.
Vorgestellt wurden bei der Obermeistertagung auch die Aktivitäten des DFV auf der Fachmesse IFFA mit Stand, Marktplatz des Fleischerhandwerks, Nachwuchs- und Qualitätswettbewerben. Ein ausführlicher Bericht von der DFV-Obermeistertagung in Würzburg ist in der kommenden Ausgabe unseres Fachmagazins Fleischer-Handwerk zu finden.
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